So lautet das Hauptthema der aktuellen Abenteuer Philosophie und nachdem ich mir einige Gedanken dazu gemacht habe, bin ich der Ansicht, dass dieses Thema nicht nur gut in die dunkle Jahreszeit passt, sondern auch oftmals viel zu wenig beachtet wird.
In unserem Alltag rennen wir über einige Gedanken hinweg, ohne sie tiefer zu betrachten, in dem Fall ist es das Vergeben.
Wir haben uns zu einer sehr ruppigen Gesellschaft entwickelt, die sehr viel nach einer gewissen Ellenbogenmentalität lebt. Einem selbst immer der größte Vorteil und wenn einem die Nase des anderen nicht passt, wird das lautstark kundgetan. Emotionen treten zwar nicht in den Hintergrund, weil wir unseren Ärger, Frust oder was auch immer, ständig anderen mitteilen müssen, doch die Gefühle anderer und zum Teil unsere eigenen treten in den Hintergrund.
Sie werden als nicht so wichtig wahrgenommen, weil die Selbstreflexion auf Sparflamme gedreht wurde.
Es geht dabei also nicht nur darum, was ich mit meinen Worten und Taten mit anderen mache, sondern es geht auch darum, was das mit einem selbst macht.
Gedanken über andere
Überlegen wir als erstes, was unser Gesagtes mit anderen machen kann: Es kann tief emotional verletzen, teilweise sogar Traumata hervorrufen. Dabei muss es nicht mal Absicht sein, sondern, wie wir mal in der Schule gelernt haben, geht es dabei immer um senden und empfangen.
Der emotionale Status von Sender als auch Empfänger sind hier mit ausschlaggebend.
Jetzt könnte man natürlich sagen, dass der Sender ja nicht unbedingt etwas für den emotionalen Zustand des Empfangenden kann. Ich denke das ist zu allgemein, denn unterschiedliche Situationen, erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen und Arten der Kommunikation.
Wir tragen also sehr wohl einen gewissen Teil dazu bei, wie sich eine andere Person fühlen kann und wie sie potenziell etwas aufnimmt.
Nicht zuletzt ist das, was wir sagen wollen und wie wir es sagen, ein wichtiger Teil dessen, wie wir dabei auf die Person gegenüber wirken.
Dieser Einfluss durch die Kommunikation ist also nicht von der Hand zu weisen.
Eigene Gedanken und Emotionen
Aber so, wie wir als Sender unsere Gedanken zum Ausdruck bringen, so können wir sie als Empfänger eben auch auf unterschiedliche Art verarbeiten.
Sind wir emotionsgeladen, nehmen wir das Gesagte ganz anders auf, als wenn wir schon vornherein unsicher oder traurig sind. Die gleichen Worte können hier also ganz unterschiedlich wirken.
Es kommt dabei dann auch darauf an, was wir aus diesen Worten machen und wie wir auch zukünftig mit ihnen umgehen.
Das gleiche ist es mit Taten, mit denen wir auf andere Menschen wirken.
Schwerpunkt dieses Beitrages ist ja die Idee des Vergebens.
Vergebung bedeutet auch Heilung. Die Wissenschaft zeigt immer mehr auf, dass Vergebung unserer eigenen Heilung und unserem eigenen Wohlbefinden zuträglich sind.
Dinge, die uns vielleicht als Kind zugestoßen sind oder die uns gesagt wurden, reichen oft bis ins Erwachsenenalter hinein und begleiten uns. Diese Traumata werden irgendwann ein Teil von uns selbst und lassen uns nicht los, weil wir ihnen immer noch Raum geben und sie nicht verarbeitet haben.
Vergebung bedeutet also auch etwas zu verarbeiten.
Nur sind wir bereit uns unseren Gedanken und Emotionen zu stellen?
Sind wir bereit uns dem Vergangenen zu stellen?
Wir sollten es zumindest probieren.
Denn es gibt viele Aspekte, die dabei vergessen werden und die unser Trauma oder unsere Verletzung aus der Vergangenheit weiter bestehen lassen.
Diese Gedanken können Verhaltensweisen formen, sogar so weit, dass sie in ungesundes Verhalten übergehen.
Das, was da in der Vergangenheit passiert ist, ist so lange in unserem Kopf, bis wir es wirklich verarbeitet haben. Das bedeutet auch, dass es Menschen gibt, die uns absichtlich schaden wollten oder wollen und die auch nach Jahren immer noch eine Art Kontrolle über uns haben, weil sie noch immer in unserem Kopf sind. Als hätten sie sich dort eingenistet.
Nur liegt es an uns, was wir daraus machen.
Vergeben als Heilung?
Die Vergangenheit, wie wir sie in unseren Gedanken haben, hat so nie existiert, weil unser Gehirn vieles durch Filter laufen lässt und dabei auch Verknüpfungen von Geräuschen, Formen, Farben usw. teilweise anders auf- und wahrnimmt, als es der Realität entsprach.
Bestes Beispiel dabei sind immer Zeugenaussagen, die von der Polizei aufgenommen werden und sich teilweise stark voneinander unterscheiden können.
Ab und an kann man also seinem eigenen Gehirn nicht vertrauen. Das bezieht sich somit auch auf Dinge, die Menschen gesagt oder getan haben können. Sie wirken also ganz unterschiedlich auf uns, besonders in der Vergangenheit.
Das bedeutet also auch, dass wir durch unsere Gedanken, das, was geschehen ist, sogar noch verändern oder verstärken können.
Somit sollten wir uns diesen Dingen hin und wieder „stellen“.
Vergebung von etwas bedeutet ja nicht, dass das Geschehene vergessen wird, sondern es bedeutet, dass man es verarbeitet hat und loslässt.
Gerade im Buddhismus und Daoismus ist das Konzept des Loslassens sehr elementar.
Der Gedanke, der sich dahinter verbirgt, ist, dass, wenn wir an etwas festhalten, es in der Umkehr auch nicht loslassen können.
Hegen wir also einen Groll gegen jemanden, der sich unserer Meinung nach falsch verhalten oder uns verletzt hat und vergeben aber in diesem Fall nicht ab einem gewissen Punkt, dann wird uns dieser Groll begleiten, genauso wie das, was uns angetan wurde.
Natürlich ist das Vergeben und Loslassen ein komplizierter Prozess, aber er ist eben auch Heilung des Selbst.
In der Abenteuer Philosophie werden verschiedene Aspekte des Vergebens aufgezeigt und dementsprechend kann ich die aktuelle Ausgabe (Oktober – Dezember 2024) allen nur wärmstens empfehlen.
Denn wir müssen beginnen wieder zu heilen und zu vergeben, selbst wenn es manchmal sehr schwer ist.
Gerade in einer Welt, die immer extremer zu werden scheint und fast nur noch Schwarz-Weiß-Denken verbreitet.
Habt ihr vielleicht schon einige Artikel davon lesen können?
Was war für euch besonders hilfreich oder welche Gedanken waren für euch vielleicht ein Schlüsselerlebnis?
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