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Der Absurdismus oder wie die Philosophie des Absurden unser Leben vereinfachen kann

Der Absurdismus oder die Philosophie des Absurden ist vielen weitaus weniger bekannt. Dafür kennt man eher den Existentialismus oder den Namen Albert Camus.

Gerade solche Nischen der Philosophie können ungeheuer interessant sein, wie bspw. das der Kyniker oder in diesem Fall der Philosophie des Absurden.

Auch wenn der Absurdismus eine, man könnte sagen, weiterentwickelte Form von Existentialismus und Nihilismus darstellt, möchte dennoch zuerst auf diesen mit einem Beitrag eingehen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden dann weitere Artikel (wie Existentialismus, Nihilismus, Skeptizismus usw.) folgen, damit ein runderes Bild entsteht.

Inhalt

Das Absurde/Der Absurdismus

Albert Camus und der Absurdismus
Albert Camus (1957), Wikipedia

Grundannahme von Albert Camus ist es, dass die Welt oder das Leben etwas Absurdes ist. Das Leben als solches hat keinen Sinn oder besser gesagt, der Sinn des Lebens kann vom Menschen nicht mit dem Verstand erfasst werden. Er ist unerklärbar.

Der Mensch ist jedoch von dem Gedanken besessen, dass es einen Sinn geben müsse und somit will dieser auch an eine Sinnhaftigkeit glauben.

Camus bedient sich dabei des Sisyphos-Mythos. Sisyphos ist dazu verdammt einen Felsen einen Berg hochzurollen, doch jedes Mal, kurz vor dem Gipfel, rollt dieser wieder hinunter und Sisyphos muss von Neuem anfangen den Felsen hochzuschieben. Das macht Sisyphos Tag für Tag, ohne Sinn.

Diese Absurdität kann jeden Menschen in seinem Alltag und Leben erfassen. Es ist die absolute Sinnkrise, wenn man so möchte, die noch über den Nihilismus hinausgeht.

Denn das Streben nach einem “Sinn des Lebens”, in einer sinnleeren Welt ist nun mal vergebens. Nur weil ich nach einem möglichen Sinn trachte, entsteht nicht plötzlich daraus ein Sinn.

Doch diese Sinnlosigkeit ist als solches ziemlich fatal, da sie, wie gesagt, eine tiefe Sinnkrise auslöst.

Jedoch sieht Camus in diesem Dilemma drei verschiedene Auswege:

  • Religion
  • Selbstmord
  • Annahme des Absurden

Folgt man einem religiösen Gedanken, dann bestärkt man die Idee, dass es eine höhere Instanz mit Sinnhaftigkeit gäbe. Man gibt seinem Platz in der Gesellschaft einen Sinn, ebenso der Gemeinschaft und einer potentiellen Nachwelt, also einem leben nach dem Tod.

Es wird ein Sinn erschaffen, von dem man glaubt, dass es der eigentliche Sinn des Lebens sei. Doch Camus sah darin eine Realitätsflucht; er ging sogar noch weiter und verwarf diesen Ausweg als “philosophischen Suizid”.

Damit hat er religionskritisch gar nicht mal so unrecht, denn anstatt weitere Fragen zu stellen, wird die religiöse Idee als Absolutes akzeptiert. Die Philosophie wäre damit abgeschnitten, da alle Antworten auf Fragen im religiösen Glauben lägen und somit ein Außerhalb nicht zulassen.

Selbstmord wäre eine weitere Möglichkeit vor der Sinnlosigkeit zu fliehen, jedoch würde damit das Dilemma nicht aufgelöst werden, sondern es sogar noch in sich selbst bestärken. Somit wurde von ihm diese Option auch abgelehnt.

Die dritte Möglichkeit war dahingehend akzeptabler: Die Annahme des Absurden. In diesem Fall lebt man mit der Erkenntnis, dass dem Leben kein Sinn innewohnt, jedoch ohne zu resignieren oder deswegen in einen depressiven Zustand zu fallen.

„Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet.“

Der Mythos des Sisyphos, Albert Camus

Die wirkliche Leistung des Menschen besteht darin, weiterzuleben. Camus beschrieb dieses philosophische Konzept auch im Essay “Der Mensch in der Revolte”. Das Revoltieren, also Aufbegehren, gegen die Sinnlosigkeit des Lebens.

Durch das Annehmen, jedoch nicht dem Abfinden des Absurden, kann der Mensch sich selbst verwirklichen und somit seine eigentliche Freiheit erlangen. Religiöse oder moralische Zwänge müssten dabei nicht anerkannt werden, da die Realitätsflucht, wie oben beschrieben, durch die Religion, keine wirkliche Option darstellt.

Begrenzte Erkenntnis

Eines der größten Argumente der Philosophie des Absurden, ist die begrenzte Fähigkeit der Erkenntnis des Menschen. Sie ist grundsätzlich begrenzt.

Wir können keine absolute Antwort darauf finden, wie das Leben zu sein hat oder wie wir uns zu verhalten haben. Um uns herum besteht eine Welt, die völlig Irrational ist und die auch keinerlei Interesse am Menschen als solches hat. All unsere Interessen, Wünsche und Gedanken sind dem Universum absolut egal.

Das eigentlich Absurde, also im traditionellen Verständnis, ist der Widerspruch zwischen dem Menschen, der danach trachtet einen Sinn im Leben zu finden und sein Leben danach auszurichten, und der völligen Interessenlosigkeit der äußeren Welt daran.

Eigentlich kommen noch viel mehr Aspekte des Absurden in dieser Philosophie zum Ausdruck. Besonders der Punkt, wenn man sich einmal überlegt wie groß und alt unser Universum ist und wie klein unser Leben im Gegenzug darin erscheint, dann ist es absurd anzunehmen, dass man eine größere Rolle in diesem Universum spielen sollte. Dass man als kleines Lebenslicht auch noch in einer Million Jahre immer noch relevant sein könnte.

Es ist absurd zu denken, dass man als Schauspieler, Musiker, Autor, Büroangestellter usw. auch nur im Ansatz wichtig sein könnte für das interessenlose Universum. Niemand wird sich nach der langen Zeit an uns erinnern, jedoch versuchen wir oftmals (aber nicht immer) unserem Leben einen Sinn zu geben und kreieren einen Sinn und eine Wichtigkeit, die aber gar nicht existiert.

Wenn wir sterben, wenn alle Menschen sterben, dann wird sich niemand an uns erinnern und niemand wird wissen, dass es uns je gegeben hat. Jeglicher Sinn, den wir dem Leben gaben wird nichtig, wird absurd.

Objektiv gesehen kann man jedoch nicht auf einen Sinn des Lebens schließen. Er ist nicht erfassbar oder beweisbar.

Natürlich gibt es auch einige Argumente gegen die Philosophie des Absurden, bspw. die Frage nach der Moral. Denn schaut man sich die Sinnlosigkeit des Lebens an, dann wird auch jegliche Moral sinnlos und dementsprechend wäre es nicht möglich jemandem ein falsches Verhalten vorzuwerfen. Der Mensch stünde somit außerhalb jeglicher Moral und selbst die Gesetze wären hinfällig, weil sie auf nichts basieren würden. Zumindest wenn man diese Philosophie konsequent verfolgt.

Zwar hat sich Camus damit verteidigt, dass einige Tugenden ja schon moralisch wertvoll wären, wie Aufrichtigkeit oder Mut. Dies verstößt jedoch gegen Humes’ Gesetz und darin sehen Kritiker eine widersprüchliche Philosophie. Denn auf der einen Seite ist alles sinnlos, aber auf der anderen Seite werden bestimmte moralische Handlungen doch gewertet.

Eines der am schwerwiegendsten Argumente ist aber der Punkt, dass die Philosophie des Absurden nicht mit der Erziehung von Kindern vereinbar wäre. Wie sollte man Kindern ein positives Lebensziel mitgeben oder Freude am Leben verspüren lassen, wenn man ihnen klar macht, dass das Leben als solches keinerlei Sinn hat?

Denn eigentlich ist dieser Punkt auch schon fast gleichzusetzen mit dem, bei der Religion angeführten, philosophischen Suizid.

Auswege der Philosophie des Absurden

Nun steht man da und hat erfahren, dass das Leben als solches (theoretisch und objektiv) keinen Sinn beinhaltet.

Stellt sich nur die Frage, was macht man nun mit dieser Erkenntnis? Das Konstrukt der Moral ist eigentlich genauso hinfällig, wie alles andere auch.

Doch Camus hat darauf eine ziemlich treffende Antwort, worin man den Existentialismus, der dieser Philosophie innewohnt, erkennen kann. Camus hat die Zuordnung dieser philosophischen Strömung jedoch abgelehnt.

Vorab: Der Kern des Absurden kann auch hierbei nicht überwunden werden. Dieser ist vorhanden und bleibt vorhanden.

Das angesprochene Aufbegehren, also das Revoltieren gegen das Absurde, wird von Camus in seinen Essays “Der Mensch in der Revolte”* abgehandelt. Darin kommt er zu dem Schluss, dass der Mensch, trotz aller Widrigkeiten des Lebens dennoch Verantwortung übernehmen kann. Doch nicht nur das. Darin ist es dem Menschen möglich seine eigene Identität zu bestimmen und Freiheit zu erlangen. Hierbei kommt der Existentialismus zum Ausdruck, welcher darauf hinweist, dass man sein Leben eigenständig gestalten soll und es keinerlei Anleitung oder Vorlage gibt, wie ein Leben zu führen ist.

Somit ist es möglich, obgleich der Sinnlosigkeit des Lebens, ein kreatives, intensives und erfülltes Leben zu führen.

Aber es gibt auch weitere Lösungsvorschläge, wie man dieses Problem angehen könnte. Da wäre zum Beispiel die Empfehlung, dass man sich einfach keine Sorgen machen solle über diese Thematik. Zugegeben, das ist sehr einfach gehalten und für den einen oder anderen wahrscheinlich genauso frustrierend, wie die Philosophie des Absurden selbst.

Auch kam die Idee auf, das Absurde einfach zu ignorieren und sein Leben zu leben und zu gestalten. Ebenso simpel und für den einen oder anderen weniger erbaulich, wenn man sich dennoch immer der Sinnlosigkeit gegenüberstehen sieht.

Welche Idee mir jedoch gut gefällt ist die der Ironie. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich selbst nicht ganz ernst nehme und genau so sollte man die Sinnlosigkeit des Lebens nicht so ernst nehmen. Man weiß zwar, dass sie da ist und dass man ihr nicht entkommen kann, dennoch ist es mit der Ironie viel einfacher. Das Leben wird weniger ernst und vor allem nicht depressiv, wie im Nihilismus. Mache ich mir zu viele Gedanken und Sorgen über das Absurde, dann wird das Leben noch viel schwerer und das unnötig.

An sich kann man der Absurdität eben nicht entkommen und es überwinden schon mal gar nicht. Stellt sich eben die Frage, wie man damit umgehen will: ernst, depressiv und sorgenvoll oder doch lieber mit Humor und einer gewissen Leichtigkeit?

Die Sorgen sind in dem Fall genauso bedeutungslos, wie der Humor – aber mit letzterem ist es eben einfacher zu ertragen.

Die Kombination des Absurden

Leben im Absurdismus ist möglich, wenn man es denn versteht

Selbst wenn Camus den Zusammenhang von Existentialismus und der Philosophie des Absurden abstreitet, so ist diese Verbindung nicht ganz von der Hand zu weisen. Einige Kritiker unterstellen ihm sogar, dass er von Sartre “geklaut” hätte. Was mitunter daran liegen mag, dass er anfänglich dem Existentialismus nahestand.

Dennoch möchte ich behaupten, dass der Absurdismus eine natürliche Weiterentwicklung aus mehreren philosophischen Strömungen ist.

Zum einen hat man den Existentialismus, der weniger aussichtslos erscheint, wodurch der Absurdismus jedoch düsterer wirkt. Dennoch nicht so dunkel, wie der Nihilismus, der einfach bei der Aussage des sinnlosen Lebens stehen bleibt. Hier gerät das eigentliche Dilemma in den Vordergrund, dass der Mensch nach einem Sinn des Lebens strebt, es ihn aber nicht gibt oder dieser zumindest außerhalb unserer Erkenntnisfähigkeit liegt.

Man könnte behaupten, dass der Absurdismus so etwas wie ein positiver Nihilismus und ein weitergedachter Existentialismus ist.

Viel wichtiger erscheint mir der Punkt, dass man wie im Existentialismus sein Leben selbst gestaltet, ohne jegliche Anleitung und ohne die fixe Idee, dass man ein Leben wie jeder andere führen müsse. Rollen und Ideale sind dahingehend reine Fiktion und sind nicht mehr wert, als andere Lebensgestaltungen.

Aber um sein Leben selbst zu gestalten, sollte man ehrlich zu sich selbst sein und wissen, was man wirklich will. Es geht nicht darum was andere wollen, egal ob Familie oder Religion, sondern nur man selbst steht dabei als Autor der eigenen Lebensanleitung.

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