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schweiß als natürlicher antrieb

Die Sache mit dem Schweiß – Gegengedanken

Vor einiger Zeit veröffentlichte das Philosophie Magazin einen kurzen Artikel von Clara Degiovanni mit dem Titel “Warum haben wir Angst vor Schweiß?”. Leider liegt dieser nun hinter eine Paywall und ist auch nicht mehr für mich völlig nachvollziehbar.

Dennoch wollte ich etwas darüber schreiben, sozusagen eine Gegenmeinung.

Beim nächsten Mal werde ich auch schneller sein, damit ich genauer auf den Artikel eingehen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was hat es mit dem Schweiß auf sich?

Degiovanni geht von der These aus, dass wir eine Art Angst vor Schweiß hätten und diese sich nicht nur kulturell, sondern auch geschichtlich nachvollziehen lässt.

Besonders prägend war hierbei die Zeit des Mittelalters, wo man sich nicht nur nicht viel gewaschen hat, sondern auch viele Krankheiten grassierten.

Sie verwies auch auf das Buch “Das Parfüm” von Patrick Süskind, wo viele, besonders körperliche, Gerüche ausführlich beschrieben werden.

Es soll uns also eine Angst innewohnen, wodurch wir uns vor Schweiß abgeschreckt fühlen und das im Endeffekt zu unserem eigenen Schutz geschieht.

Gleichzeitig ist es aber auch so, dass wir die anderen Menschen nicht belästigen wollen mit unserem Geruch, wobei das eine nicht das andere bedingt.

Weil uns eben jener Schweiß so abschreckt, versuchen wir es aber auch zu vermeiden zu schwitzen, wenn es denn möglich ist.

Gegengedanken

Schweiß ist Teil des Sports

Als ich den Artikel las, war ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dieser ernst gemeint war oder nicht, weil er für mich so absurd klang. Es war, als würde mir jemand erzählen, dass es unnatürlich sei Hunger zu verspüren oder sich am Kopf zu kratzen.

Gerade als jemand, der wirklich viel Sport treibt, ist es völlig unverständlich, wie jemand auf die Idee kommt, dass alle Menschen Angst vor Schweiß hätten und diese Idee dann auch noch versucht historisch zu begründen.

Menschen die viel und intensiv Sport betreiben, also nicht den ganzen Tag an einem Schreibtisch sitzen, dann im Auto sitzen, um dann später wieder zu Hause zu sitzen, sondern sich sobald es möglich ist, körperlich betätigen, werden nachvollziehen können, wenn man viel schwitzt und schnell ins Schwitzen gerät.

Kommt dann auch noch dazu, dass diese Menschen nicht nur sportlich aktiv sind, sondern ihren Sport sogar passioniert betreiben, dann genießen sie es sogar, wenn sie schwitzen, denn sie wissen, dass sie gerade wieder ein Stück in ihrem Vorhaben vorankommen.

Wer einmal eine Sportart für sich gefunden hat, in der er oder sie völlig aufgeht, der wird sich nicht für das eigene Schwitzen schämen oder es unangenehm finden, weil die Beziehung zum eignen Körper viel besser verstanden und gelebt wird.

Erst ab dem Zeitpunkt, wo der Mensch sich von seinem Körper und seinem Körpergefühl entfernt, beginnt eine Distanz zu entstehen.

Diese Distanz bezieht sich dann auch auf die Dinge, die der Körper vielleicht macht oder die wir durch unangenehme Erfahrungen der Vergangenheit als negativ ansehen.

Jedoch entfernt uns diese Distanz, diese negative Einstellung uns von uns selbst. Schwitzen ist ein völlig natürlicher Vorgang und sogar ein ziemlich essentieller. Nicht nur, dass dadurch unsere Körperwärme gesteuert wird, sondern damit entledigen wir uns auch einiger Abfallstoffe, die unser Körper loswerden will. Letzteres war übrigens auch eines der Argumente von Degiovanni, warum es sich dabei um etwas gefühlt Negatives handeln würde.

Es handelt sich jedoch im mehrfachen Sinne um einen positiven Vorgang.

Sich ständig seines Schweißes und Geruchs entledigen zu wollen und womöglich sogar wie im 18. Jahrhundert uns ständig deswegen auch einzuparfümieren, damit wir notfalls, wenn wir schon schwitzen, den Geruch überdecken können, ist dabei auch nicht der richtige Weg.

Die Kyniker würden sicherlich herzlich lachen, wenn sie diese Angst vor dem Schweiß erklärt bekommen hätten.

Natur ist alles

Für mich ist dieser Gedankengang von Degiovanni ein klarer Fall von theoretischer Philosophie, völlig abgetrennt von der Praxis. Denn die praktische Philosophie, so wie ich sie verstehe, ist weniger “verkopft”. Das ist das was ich all die Jahre schon immer sage: Die akademische Philosophie ist viel zu verkopft und verstaubt.

Vielleicht liegt das auch am ewig rumsitzen, wer weiß das schon so genau. Aber es ist ein Leichtes zu sagen, dass die Menschen Angst vor Schweiß hätten, obwohl es gar nicht der Fall ist.

“Tut mir leid, sagte der Olympiaprofi, aber ich kann ihnen erst auf ihre Frage ins Mikro sprechen, wenn ich mich abgeduscht habe. Wissen Sie, ich habe gerade stark geschwitzt und finde das sehr unangenehm…”

Ich weiß das ist übertrieben, verdeutlicht aber vielleicht auch, wie sehr sich der eine oder andere von seinem eigenen Körper entfernt hat und somit er oder sie das dann auch auf andere bezieht, ohne zu merken, dass das Problem hausgemacht ist.

Aber wir sollten verstehen, dass das Schwitzen und viele andere körperliche Vorgange natürlich sind und zu unserem Körper und unserem Ich gehören.

Verteufeln wir bestimmte Prozesse von uns selbst, dann entfernen wir uns von unserer Natur.

Sicherlich verstehe ich auch, dass viele gerade jetzt zu dieser leichten Sommerwärme, es unangenehm finden ständig zu schwitzen; was mitunter auch daran liegen mag, dass man es in unseren Breitengraden weniger gewohnt ist.

Viel wichtiger, als sich vor dem eigenen Schweiß zu ängstigen (das ist so, als hätte man Angst vor dem eigenen Schatten), gerade bei dieser Wärme, wenn man sie denn nicht so liebt wie ich, dass man sich, wenn möglich einen schattigen Platz sucht und genug trinkt. Letzteres machen viele übrigens auch oft zu wenig und bekommen deswegen schneller Probleme mit Blase und Nieren.

Was denkt ihr darüber, hat Clara Degiovanni vielleicht doch recht?

Habt ihr selber Angst vorm Schwitzen oder findet es unangenehm?

Wenn ihr regelmäßig Sport macht, wie steht ihr zu eurem Schwitzen?

Schreibt mir eure Gedanken in die Kommentare!

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Mit seinen 10 Jahren ist das Denkatorium einer der Philosophie Blogs im deutschsprachigen Raum, die am längsten dauerhaft aktiv sind und auch immer wieder aktuelle Themen aufgreifen.

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