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Studie: Algorithmen Sozialer Medien verstärken frauenfeindliche Inhalte

Wer regelmäßig meinen Blog liest, weiß, dass ich zwar kein Technikfeind bin, jedoch den sozialen Medien immer etwas kritisch gegenüberstehe.

Das hatte bisher verschiedene Gründe: Undurchsichtigkeit, Verbreitung von Falschinformationen, negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit, Manipulation usw.

Nun kam durch eine Studie heraus, dass die Algorithmen sozialer Medien, frauenfeindliche Inhalte verstärken. Was mich ehrlich gesagt kaum verwundert.

Inhalt

Programmierer und Algorithmen

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© Snap_it, Pixabay

Warum mich das nicht verwundert, hat folgenden Grund: In meinem Artikel über die Dokumentation „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ wurde die Thematik schon aufgegriffen.

Jemand in dieser Dokumentation verwies auf eine Art Stereotyp von Programmierer. Ich fand das zwar damals etwas polemisch, wusste aber, dass bei seiner Aussage über Programmierer in Silicon Valley, eine gewisse, unangenehme Wahrheit mitschwingt (da ich privat viele Menschen im Bereich der IT kenne).

Er meinte, dass viele der Programmierer nicht nur männlich wären, sondern auch ein gewisses (frauenfeindliches) Frauenbild im Kopf hätten. Das wäre nach ihm auch einer der Gründe, warum bspw. bei Instagram den Männern so viele halbnackte Frauen vorgeschlagen werden würden.

Gleichzeitig ist es aber auch so, dass diese Algorithmen auf bestimmte Instinkte ausgerichtet sind und so den Benutzer bei Laune halten soll. Denn desto länger er eine Plattform benutzt, desto länger kann diese Plattform Geld mit ihm machen und sein Profil noch genauer erstellen.

Wenn man sich in der Welt des Programmierens und der Algorithmen bewegt, dann versteht man schnell, wie diese Kombination aus verschiedenen Dingen wirken und was da noch alles hinter steckt.

Natürlich sind nicht alle Programmierer so, gar keine Frage. Aber wenn sich an einem gewissen Punkt Menschen anhäufen, die ähnliche Ansichten haben oder wo Menschen für diese Ansichten Raum gegeben wird, kann das negative Auswirkungen haben.

Deshalb wundert es mich auch nicht, dass wenn Frauen dauerhaft auf eine Art und Weise dargestellt werden und damit auch der Algorithmus gefüttert wurde, um diese Darstellung noch zu fördern.

Dass das irgendwann negative Auswirkungen haben kann, ist eine logische Konsequenz. Stelle ich Frauen ständig als eine Art Ware zur Schau und spreche ich immer wieder die (sexuellen) Instinkte von Männern an, damit sie aktiver und länger auf einer Plattform bleiben, dann kommt es irgendwann dazu, dass die Frauen auch als Ware gesehen werden.

Hier findet eine Entmenschlichung statt die man nicht unterschätzen darf.

Frauenfeindlichkeit bei Jugendlichen

Vielleicht wird mich der eine oder andere jetzt für konservativ halten, aber damit hat das nichts zu tun, sondern dieses Zusammenspiel ist weitaus größer als man meistens denken mag.

Aber ich werde das anhand der Studie erläutern.

Die Studie des University College London und der University of Kent fand heraus, dass sich extreme Inhalte von Smartphone-Displays der Jugendlichen rasant ausbreiten und es auf Schulhöfen schon fast Normalität sei.

Zu Anfang sei gesagt, dass sich die Studie nur auf TikTok bezieht, jedoch auch auf andere soziale Medien übertragen lässt.

Es gab einen Untersuchungszeitraum von fünf Tagen. In diesen fünf Tagen stieg der vorgeschlagene Inhalt frauenfeindlicher Inhalte um das Vierfache.

Eins der Probleme dabei ist, dass die Inhalte als Unterhaltung präsentiert werden. Dadurch werden die Inhalte der Videos völlig anders wahrgenommen.

Gleichzeitig ist es gerade bei TikTok gerade so, dass dieser Algorithmus relativ schnell auf die gesuchten Wörter anspringt oder bestimmte Worte in Verbindung sieht. Suche ich also nach Themen wie Powerpoint, werden mir auch Inhalte über Excel und Canva angezeigt.

Stellt man sich nun vor, dass man ein männlicher Jugendlicher ist, dessen Gehirn gerade unter Dauerstrom der Pubertät steht, dann bewegt man sich absolut in einer Filterblase. Diese Filterblase erkennt der Jugendliche nicht aktiv, noch kann er dieser wirklich entkommen, weil die Algorithmen der sozialen Medien diese noch verstärken.

Es ist wie ein Strudel, in den man immer tiefer reingezogen wird, ohne ihm entkommen zu können.

Bei der Studie wurden auch Schulleiter und Jugendliche über die Auswirkungen sozialer Medien befragt und dabei kam heraus, dass diese frauenfeindlichen und hasserfüllten Inhalte sich sogar schon in der Jugendkultur festsetzen würden.

Zwar meint TikTok, dass sie selbst viele solcher frauenfeindlichen Videos schon im Vorfeld proaktiv löschen würden, aber wenn man sich überlegt welche Mengen an Videos dort hochgeladen werden, dann ist schnell klar, dass immer wieder Videos durchrutschen und den jeweiligen Leuten, die auf das Thema anspringen, vorgeschlagen werden.

Ähnlich verfährt der Algorithmus auch mit politischen Inhalten.

Kinder und Jugendliche kopieren Verhalten

Das Problem ist hierbei wirklich vielfältig. Einerseits gibt es keine strikten Regeln, die durchgesetzt werden, um die Jugend vor solchen Inhalten zu schützen. Andererseits wird ihnen dadurch eine Filterblase präsentiert, die extrem ist und in der sich viele verlieren werden.

Hinzu kommt, dass so wie wir uns Verhalten, es uns Kinder und Jugendliche nachmachen. Das war schon immer so, nur scheint man das ab irgendeinem Punkt völlig vergessen zu haben.

Beschäftigen sich die Eltern sehr viel mit ihrem Smartphone, dann werden die Kinder das sehr wahrscheinlich auch machen.

Bekommen Kinder und Jugendliche eine Realität in den sozialen Medien vorgelebt, dann übernehmen sie diese virtuelle Realität in die echte Realität.

Was wir denken, was wir sehen und wie wir handeln, verfestigt sich in unseren Köpfen und formt uns.

Die Auswirkung sozialer Medien und der virtuellen Realität (bezogen auf die sozialen Medien), wird wahrscheinlich noch viel zu sehr unterschätzt.

Obwohl wir wissen, dass diese sozialen Medien sich auf uns immer wieder negativ auswirken, nutzen wir sie dennoch immer wieder. Über all die Jahre wurden wir konditioniert uns den nächsten Dopaminkick zu holen, in dem wir immer wieder in die sozialen Medien stürzen und notfalls von App zu App springen.

Realität aktiv formen

Wir vergessen immer wieder, dass wir unsere eigene Realität formen können, dass wir die Person sind, die aktiv über unsere Filterblase einwirken kann.

Schaue ich mir nette Videos von Enten oder Capybaras an, dann wirkt sich so etwas völlig anders aus, als wenn ich mir Krieg, Gewalt und Hass ansehe.

Schaue ich täglich Nachrichten, dann macht das etwas mit meiner Psyche, nur viele nehmen das nicht wahr, weil es für sie zur Normalität geworden ist.

Möchte ich ein glückliches und in gewisser Weise, selbstbestimmtes Leben führen, dann muss ich mich aktiv von diesen Dingen lösen und sie kritisch betrachten.

Hierbei ist meiner Meinung auch die Philosophie gefragt, die sich viel mehr mit diesen Themen beschäftigen sollte, denn Medienphilosophie ist weitaus mehr als nur nur Bücher und Filme.

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Mit seinen 10 Jahren ist das Denkatorium einer der Philosophie Blogs im deutschsprachigen Raum, die am längsten dauerhaft aktiv sind und auch immer wieder aktuelle Themen aufgreifen.

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