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social media in der philosophie

Social Media – Die „Schöne, Neue (Medien)-Welt“ – ein „sokratischer Dialog“ zwischen zwei Philosophiebloggern

Dieser Text stellt die Umsetzung eines gemeinsam gestarteten Projektes zweier Philosophieblogs „Denkatorium“ und „Philosophies“ im deutschsprachigen Raum dar. Die beiden Betreiber Max Rosenbaum und Dirk Boucsein haben sich durch eine glückliche Fügung auf social Media kennengelernt und festgestellt, dass sie ein ähnliches Ziel verfolgen. Die Philosophie als Disziplin und ihre philosophischen Themen im deutschsprachigen Raum wieder etwas populärer und anwendungsbezogener zu machen. Denn im Lande der „Dichter und Denker“ fristet die Philosophie bislang doch eher ein „Schattendasein“. Doch damit soll jetzt Schluss sein!

„Es gilt dabei den Staub von den alten Buchdeckeln weg zu pusten und den Weg aus dem einsamen Elfenbeinturm zu ermöglichen.“ (https://philosophies.de/index.php/ueber-das-projekt/) und „Er hat sich zur Aufgabe gemacht den Menschen die Philosophie einfach und mit einem Augenzwinkern zu vermitteln.“ (https://www.denkatorium.de/ueber/). Doch wie soll die geneigte Leserschaft auf die philosophischen Inhalte aufmerksam werden und bei all dem „Müll im Internet“ zu finden sein?

Der steinige Weg muss heutzutage natürlich über die „Sozialen Medien“ (Facebook, Instagram & Co.) beschritten werden. Hier tritt natürlich ein weiteres, kleines Problem auf, da Philosophie und deren Texte nicht ganz so sexy sind wie „aufgespritzte Lippen“, „Vorher-Nachher-Bilder“ oder „süße Katzenposts“.

Über diese „Schöne, Neue (Medien)-Welt“ und dessen Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Diskurs und alltäglichen Leben haben uns mal in einem Zoom-Meeting ausgetauscht und hieraus ist die Idee zu diesem Projekt entstanden. Wir möchten unsere Erfahrungen mit den Sozialen Medien aus der Sicht als Blog-Betreiber einmal darstellen und hatten als Darstellungsformat den („sokratischen“) Dialog gewählt. Ziel ist hierbei allerdings nicht, wie bei der „sokratischen Methode“, den Gesprächspartner, sondern die Leserschaft zu überzeugen. Mal schauen, ob uns das gelingen möge. Aber zunächst einmal meine „fünf Fragen“ an Max (M:), auf die er dann antwortet. Und danach „fünf Fragen“ von Max, auf die Dirk (D:) dann antwortet.

Kommentare von beiden Seiten werden kenntlich gemacht.

„Max, was hältst Du von social Media (SM)? Wie sind Deine Erfahrungen?“

Meine Erfahrungen mit social Media sind eher zwiegespalten und ich weiß bis heute nicht so recht, was ich davon halten soll.

D: Das geht mir ganz genauso. Man kann irgendwie nicht mit aber auch nicht ohne social Media auskommen.

M: Auf der einen Seite sehe ich die großartige Möglichkeit zu Netzwerken, was ja auch eigentlich der Ursprungsgedanke von bspw. MySpace, Facebook oder auch Instagram war. Man hat sich damals auf Grundlage von Interessen oder weil man sich vielleicht eh schon kannte, miteinander vernetzt.

Man hatte plötzlich die Möglichkeit weite Distanzen zu überwinden und ggf. wie wir jetzt, ein gemeinsames Projekt starten.

Es hatte also einen kreativen Aspekt, den man auch heute noch nutzen kann, wenn man sich dessen denn bewusst wird.

D: Ich sehe eigentlich auch zunächst einmal das Positive, weil ohne Instagram hätten wir wahrscheinlich keinen Kontakt zueinander herstellen können.

M: Da hast Du absolut Recht. Soziale Medien haben einen positiven Grundgedanken: den des Verbindens untereinander. Sie funktionieren ein bisschen wie Kontaktanzeigen, wie man sie aus früheren Tagen kannte. Einige Zeitungen bieten diesen Dienst teilweise auch heute noch an. Somit ist es oftmals relativ leicht, Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen.

Doch irgendwann bemerkten die Betreiber solcher Netzwerke, dass man damit nicht nur gut Geld machen, sondern auch Meinungen beeinflussen konnte (und kann).

Es wurden plötzlich Algorithmen eingeführt, die bestimmte Schwerpunkte hatten, jedoch so gut wie immer mit der Prämisse, dass der Benutzer so lange wie möglich auf diesen Plattformen gehalten werden sollen. Das ist bis heute so geblieben und hat sich sogar noch verstärkt.

D: Das, was Du schreibst, sehe ich absolut genauso. Der Ursprungsgedanke der größeren Möglichkeiten der Vernetzung durch das Finden von Menschen mit ähnlichen Interessen wurde durch die immer stärkere Kommerzialisierung der Tech-Unternehmen in den Hintergrund gedrängt. Wenn ich hier nur mal kurz aus meinem Essay „Digitaler Tribalismus“ zitieren darf:

Die „Personalisierung“ der Suchanfragen durch einen KI-Algorithmen-perfektionierten „search range„ oder der auf die persönlichen-Interessen-maßgeschneiderte „News-Feed“ der Social Medias ist genau für solch ein Zimmer im „Hotel California“ zur Dauerbelegung eingerichtet. Es geht den Internet-Konzernen zunächst einmal weniger um gesellschaftliche oder politische Einflussnahme, sondern nur um eine rein wirtschaftliche Prosperität.

M: Doch es geht noch weiter: Viele der Plattformen haben einen psychologischen Hintergrund, was bedeutet, dass auch die Art wie eine social Media Plattform aufgebaut ist, uns dort länger verweilen und sie öfter benutzen lässt.

Man könnte sagen, dass sie absichtlich süchtig machen, jedoch ohne Gefahrenhinweis und selbst wenn ein solcher Hinweis zu finden wäre, würde es die meisten Menschen wahrscheinlich nicht interessieren, weil man ja keine umgehend negativ-akute Auswirkung davon spürt.

Selbst die WHO hat vor kurzer Zeit vor den negativen Auswirkungen von social Media gewarnt. Hier ist insbesondere der Blick auf die Jugendlichen wichtig, weil diese sehr viel auf solchen Plattformen unterwegs sind.

D: Aus den Medien (aber nicht aus den Sozialen 😉 konnte man vor Kurzem entnehmen, dass Australien ein Gesetz plant, dass ein Verbot von Sozialen Medien für alle Jugendliche unter 16 Jahren bedeuten würde. In Deutschland liegt die Grenze auch bei 13 Jahren, aber wie dieses Verbot umzusetzen ist, bleibt hier auch noch offen (weiter mehr s. u. Antworten auf Deine Fragen).

M: In der Tat, dieses Gesetz wurde sogar ziemlich schnell durchgewunken, doch so richtig klar ist niemandem, wie man das umsetzen soll. In Deutschland soll ja zum größten Teil die DSGVO dabei wirken, jedoch macht das auf viele social Media Unternehmen einfach nur einen laschen Eindruck.

Würde ich Milliarden damit verdienen und hätte nur ein paar Tausend Euro zu befürchten, die ich bezahlen müsste oder auch Millionen, dann wird mich das als Unternehmen nicht sonderlich stören, denn, der Gewinn ist halt immer noch so viel höher.

Was in Australien passiert ist, mit dem Gesetz, wirft so viele ethische Fragen auf und es macht den Eindruck, als würden da Menschen, die von der Thematik wieder einmal keine Ahnung haben und die ganzen Probleme, die damit einher gehen, die Gesamtsituation nicht überblicken.

Hier geht es um weit mehr als um die Probleme, die Kinder und Jugendliche mit den sozialen Medien haben, sondern es geht auch um gesellschaftliche Probleme, die damit auftreten können.

Zu den Problemen, der Kinder und Jugendlichen gehören bspw. Schlafstörungen, Unsicherheit, Konzentrationsstörungen, Cybermobbing usw. die bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehen können. Nicht zu vergessen die psychologischen Probleme, die hierbei auftauchen können.

Seit dem Zeitpunkt, ab dem die social Media mit Algorithmen gefüttert wurden und die Menschen für sich entdeckt haben, dass sie sich nicht nur selbst darstellen, sondern auch damit viel Geld verdienen können, hat sich die Art der Benutzung der Plattformen stark verändert.

Sie sind dadurch zu einer Art Illusion geworden. Diese Illusion beinhaltet fitte und gesund Menschen, jeder kann zu einem „Star“ werden, man muss nicht einmal mehr Talent mitbringen. Das, was man früher aus Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ kannte, ist der „Realität“ so nah.

Nur ein Klick und man kann diese Welt betreten.

Nur ein Bild oder Video das viral geht und man ist „jemand“.

Die Illusion wird nicht nur von der Plattform aufrechterhalten, sondern auch von bspw. Influencern, die ihr Geld damit verdienen. Ich selbst bin ja viel im Fitnessbereich unterwegs und sehe somit auch viele Menschen, die dann behaupten, nur hartes Training, gute Genetik und die richtige Ernährung hätte sie an diesen Punkt gebracht.

Zum größten Teil ist das gelogen, weil sie ihre Produkte verkaufen und die Kunden das glauben lassen wollen, dass nur ihre Produkte dafür ausreichen würden.

Schaut man sich das etwas aus der Ferne an, dann kommt einem schnell Platons Höhlengleichnis in den Sinn, bei dem die Schatten an der Wand, die Konsumenten unterhalten und sie glauben, dass das, was dort zu sehen ist, die Realität wäre.

D: Den Vergleich zu „Platons Höhlengleichnis“ finde ich absolut gelungen. Auch wieder ein kleines Zitat hierzu aus „Von der Donquichotterie“:

„Da sitzen wir nun bequem in unseren Kinosesseln und machen lieber ein „Don’t Look Up“ (wie in dem gleichnamigen Kinofilm), bevor wir aufstehen und etwas an der Weltuntergangsstimmung in den „A-Sozialen Medien“ in unserer „Realen Wirklichkeit“ ändern wollen.“

M: Stimmt, dieses Zitat passt dabei sehr gut, denn am Ende sehen wir das eigentliche Desaster. Wir sehen, was für negative Auswirkungen die sozialen Medien haben können, aber wir unternehmen so gut wie nichts dagegen.

Vielleicht ist hierbei mit ein Grund, dass so wenig gemacht wird, man schnell, als eine Art Technik- oder Zukunftsfeind dargestellt werden könnte. Was aber eben nicht der Fall ist.

Ich selbst benutze die sozialen Medien, ebenso wie du, zum Netzwerken, aber vielleicht auch mal zu Unterhaltung, denn auch letzteres ist völlig okay.

Doch, wie anfänglich auch schon erwähnt, bin ich auch der Ansicht, dass es eben immer darauf ankommt, wie man diese Plattformen wahrnimmt und nutzt.

Benutzt man sie bewusst, also bspw. zum Netzwerken, zum Austausch oder zur Weiterentwicklung, dann kann man sie sinnvoll für sich nutzen. Abseits dessen, was die Betreiber oder Influencer eigentlich beabsichtigen.

D: Ha, ha, ha 🤣, das finde ich gut. Damit werden wir zu „Piraten“ 🤺, die das weltweite Netz durchschneiden oder noch besser zu „Revoluzzern“ 🥷, die das System der Sozialen Medien stürzen werden.   

M: Ja, eigentlich ein toller Gedanke. Man könnte das als eine Art Revoltieren in den sozialen Medien bezeichnen. Zumal es eine andere Art der Revolte ist. Hier geschieht das nicht durch Postings a la „Verlasst Plattform X, weil sie XY machen“, sondern man benutzt sie, wofür sie eigentlich auch gedacht waren: Zum Verbinden und Austauschen untereinander.

Damit wird das erstellte Werbe-Profil der jeweiligen Firma zwar nicht nutzlos, aber es wird nutzloser.

D: Ne, Spaß beiseite. Du hast damit absolut Recht. Ich denke auch, dass man wieder in eine Form von „Selbstwirksamkeit“ kommen muss und die Sozialen Medien einfach mal für etwas persönlich Sinnvolles nutzen sollte.

M: Absolut. Viele von uns geben gerne Arbeit und Verantwortung ab, auch über die Dinge, die uns selbst angehen und die wir selbst gestalten könnten. Besonders Dinge, die das Internet angeht.

Man kann dadurch vom einfachen Konsumenten zum Gestaltenden werden.

Doch dazu benötigt es Zeit und ebenso Medienkompetenz. Gerade letztere wird an den Schulen in Deutschland so gut wie gar nicht oder nur sehr minderwertig gelehrt (als jemand der sich tagtäglich mit IT-Sicherheit beschäftigt, muss man das so hart sagen). Was darauf hindeutet, dass die Politik nicht verstanden hat, wie elementar diese Thematik ist oder es ist ihr schlichtweg egal.“

social media in der philosophie

„Max, inwiefern denkst Du hat social Media den Alltag, die Arbeitswelt oder allgemein das Zeit-Management des Einzelnen beeinflusst oder verändert?“

M: „Ich denke, dass das auf vielfältige Art und Weise unseren Alltag und unser Zeitmanagement beeinflusst. Das eben auch nachhaltig.

Oft nutzen wir kurze Phasen der Ruhe oder der Pause, um zu schauen, was in den sozialen Medien passiert ist. Wer uns geschrieben hat und welche Neuigkeiten es gibt.

Viele der Menschen antworten auch umgehend darauf, wenn sie Nachrichten von Freunden oder der Familie erhalten. Sie versuchen also immer verfügbar zu sein.

D: Das nennt man – wie ich mir hab‘ sagen lassen – heutzutage „FOMO = „fear of missing out“. Also die ständige Angst/Panik etwas zu verpassen.

M: Ja, in der Tat. Diese Angst ist recht häufig verbreitet, was aber vielleicht auch mitunter daran liegt, dass viel zu selten der Schritt zurück gemacht wird, um sich mal das Gesamtkonzept von sozialen Medien oder Teilen des Internets anzuschauen.

Trete ich einen Schritt zurück und betrachte kritisch, das, was da vor mir liegt, dann bekommt auch meine Reaktion darauf oder die Gewichtigkeit in meinem Alltag auch eine ganz andere Bedeutung.

Das unterscheidet sich im Übrigen vom buddhistischen und daoistischen „im Hier und Jetzt“ zu sein.

D: Das ist dann wohl „JOMO = joy of missing out“ ;-).

M: JOMO, gefällt mir :D. Denn das bringt es auf den Punkt. Der Genuss, etwas verpasst zu haben, ist eigentlich großartig. Du hast den ganzen Tag bspw. mit einem Projekt zu tun, schaust abends auf das Handy und siehst, alles, was du verpasst hast, ist (fast immer) gar nicht so relevant, wie man vielleicht dachte.

Das zu genießen kennen wahrscheinlich nicht viele.

Diese ständige Verfügbarkeit wird dann aber auch zu einem selbstgemachten Druck. Wir müssen dann immer verfügbar sein, nicht nur weil wir dem Gegenüber Präsenz zeigen wollen, sondern weil wir auch immer „live dabei“ sein wollen. Als erste oder erster die News mitbekommen und weiterverbreiten, so sie denn interessant sind (die Wichtigkeit sei erst einmal dahingestellt).

Ab und an gibt es auch Memes, wo jemand auf die Toilette gegangen ist und sein Handy vergessen hat, sich dementsprechend die Inhaltsangabe von Shampooflaschen und Co durchliest.

D: Oh, ha, erwischt. Das mache ich leider auch schon mal, weil mir sonst langweilig ist. Hoffentlich gibt es noch ein Meme von mir ;-).

M: Das Meme kann man sicherlich irgendwann mal erstellen 😀

Was auf den ersten Blick amüsant ist, wirkt auf den zweiten Blick fragwürdig. Denn es stellt sich die Frage, ob wir der Zerstreuung so sehr anheimgefallen sind, dass wir es nicht einmal mehr schaffen einige Minuten mit uns alleine zu sein.

Es wirkt fast so, als wären wir unserer eigenen Gesellschaft nicht gut genug.

Letztens sprach ich mit einigen Freunden über das Thema der sozialen Medien und wie sie unseren Alltag beeinflussen. Dabei sagte mir jemand, dass man nicht einmal mehr einen Film oder auch nur einen Serienteil von Anfang bis Ende durchschauen könnte, ohne mindestens einmal auf das Handy gesehen zu haben. Andere bestätigten diese Aussage.

Ich finde das schon sehr bezeichnend, wenn viele von uns es nicht einmal mehr schaffen, sich 20 oder 30 Minuten auf etwas zu konzentrieren.

Da stellt sich die Frage, ob wir uns darauf schon so sehr konditioniert haben oder es einfach nur noch um reinen Konsum geht. Filme konsumieren, soziale Medien konsumieren, billige Kleidung konsumieren – es wirkt wie ein Fass ohne Boden und man sollte dahingehend die Ursache erforschen, denn ich denke dabei geht es um etwas sehr Tiefgreifendes.

Aber auch unsere Arbeit leidet darunter: In der Schule wird schon nach dauerhaften Handy-Verboten gefordert, weil es die Jugendlichen zu sehr ablenkt.

Auf der Arbeit selbst wird es von einigen Arbeitgebern geduldet, andere hingegen haben ein striktes Verbot während der Arbeitszeit. Dennoch werden alle irgendwie immer mal auf ihr Handy schauen und vielleicht sogar in die sozialen Medien.

Aber nicht nur das einfache Hineinschauen in die sozialen Medien ist das Problem, sondern wie unser Geist darunter leidet.

Schaut man sich TikTok an, dann ist das schon fast die Krönung an Zerstreuung.

Viele Jugendliche können sich kaum mehr auf ein zehnminütiges YouTube Video konzentrieren, so sehr haben die Kurzvideos auf TikTok und mittlerweile auch auf Instagram, Einfluss auf unsere Konzentration.

Somit sind längere Texte für viele auch schon nicht mehr, oder nur noch schwer, lesbar.

Unser Zeitmanagement leidet darunter auch stark, weil dadurch Dinge immer und immer wieder aufgeschoben werden. Sie werden als nicht so wichtig erachtet, weswegen man sie nicht gleich erledigt.

Die sozialen Medien sind hierbei viel wichtiger.

Ich werde bspw. immer wieder gefragt, wo ich die Zeit für all das Training, Schreiben, Webdesign usw. hernehme. Ganz einfach: Meine Prioritäten liegen anders.

Soziale Medien sind für mich ein Mittel zum Zweck, ein notwendiges Übel, wenn man so möchte. Natürlich lasse ich mich auch gerne mal unterhalten, gar keine Frage, aber eben nur in Maßen.

Nur das richtige Maß haben wir in den sozialen Medien längst verlassen.

D: Danke Max, Du schreibst „mir aus der Seele“ und beschreibst das Phänomen vollkommen korrekt. Nicht nur das Soziale Medien und die ständige Handynutzung, die hiermit in einem Zusammenhang steht, ein totaler „Zeitfresser“ sind. Ich denke auch, dass sie unsere Kreativität, vielleicht sogar unser Denken auf Dauer verändern bis zersetzen. Ich habe zu dem Thema auch schon häufiger recherchiert und folgenden Podcast von der Psychologin Jennifer Haase „Was schafft Kreativität? „Unser Gehirn braucht Langeweile““ auf NDR gefunden, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Und schon wieder ein Zitat, diesmal aus „Die Informationsgesellschaft 2.0 – Wir informieren uns zu Tode

„Willkommen in der „Guckguck-Welt“

Der an Informationen saturierte Mensch der pseudo-aufgeklärten Informationsgesellschaft flüchtet sich in die „Stupidedia“ der belanglosen, seichten Unterhaltungswelt, in die „Schöne neue Welt“ (1932) eines Aldous Huxley, wo die Informationen nur noch als Hintergrundrauschen eines Fernsehers wirken, der nie abgeschaltet wird, aber auch keiner mehr wirklich hinsieht, sondern nur glotzt. Herzlich Willkommen in der „Informationsgesellschaft 2.0“ oder auch „Guckguck-Welt„, wie Postman sie vielleicht in einer Anspielung auf die „pädagogisch-wertvolle“ Kindersendung „Teletubbies“ genannt hat.

M: Ich stimme dir zu, ich gehe auch davon aus, dass unser Denken sich durch die übermäßige Nutzung der sozialen Medien ändert und auch unsere Kreativität darunter leiden kann. Denn wir selbst sind beim Konsumieren nicht kreativ.

Zwar können wir uns inspirieren lassen, aber viele der Milliarden Nutzerinnen und Nutzer lassen sich nicht mal inspirieren, sondern konsumieren dauerhaft und sei es auch nur ein paar Minuten zur Überbrückung.

Zugegebenermaßen hat es schon etwas dystopisches.

„Max, kann man aus Deiner Sicht als Betreiber eines Philosophieblogs überhaupt social Media nutzen, um philosophische Inhalte zu transportieren oder gehen sie aufgrund der zwangsweisen Kürzung der Posts unter. Wie viel Reduktionismus verträgt die Philosophie?“

M: Als Philosophieblogger ist es ehrlich gesagt relativ schwer soziale Medien zu benutzen.

Einerseits lesen sich viele Menschen gar keine langen Texte durch, sondern überfliegen sie nur noch. Die Zeit und Muße nimmt sich kaum jemand, um sich längere Texte durchzulesen.

Gleichzeitig ist die Philosophie eine Nische im Internet bzw. den sozialen Medien, was bedeutet, dass die Reichweite des Inhaltes noch geringer ausfällt als bei denen, die reine Unterhaltung machen.

Und da es sich bei den sozialen Medien um etwas kurzweiliges handelt, ist es nun mal auch so, dass viele einfach nur schnell und viel konsumieren wollen. Das Lernen oder gezielte Nachdenken spielt dabei kaum bis gar keine Rolle.

Man kann das ganz gut daran erkennen, wenn man eine Person, die sich den ganzen Tag über in den sozialen Medien bewegt hat, mal fragt, was für 10 Inhalte sie den Tag über gesehen hat. Kaum jemand wir einem haarklein sagen können, was da überhaupt konsumiert wurde.

D: Jo, da sagt Du etwas vollkommen Richtiges, wie es der amerikanische Medienwissenschaftler Neil Postman bereits in „Wir amüsieren uns zu Tode – Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie“ (1985) und „Das Technopol – Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft“ (1991) sehr kritisch allerdings in Bezug auf die „old school“-Technologie „Fernsehen“ beschrieben hatte. Wenn der wüsste, was wir heute für „Möglichkeiten“ durch das Internet haben 😉.“

M: Schon denkwürdig, wenn man sich überlegt, dass schon damals das Fernsehen sehr kritisch gesehen wurde, und nun sind wir viele Schritte weiter. Neil Postman würde sich wahrscheinlich die Haare raufen.

Eigentlich ziemlich tückisch, wenn man sich das so überlegt: Das Dopamin in unserem Gehirn will mehr und mehr herausgelassen werden, als wäre man süchtig. Gleichzeitig kann man sich an das, was man erfahren/gesehen hat nicht erinnern.

D: Das hört sich doch stark nach „Tantalos-Qualen“ (ständiges Essen und nicht satt werden, Trinken und immer Durst haben) an und so ist es dann wohl leider auch.

M: Somit geht die „langweilige Philosophie“ in der absoluten Menge unter. Natürlich kann man sich vernetzen und somit vielleicht seine Reichweite erhöhen, aber das sind sehr viele kleine Schritte, die man da machen muss und man wird auch niemals eine Reichweite, wie die ganz großen Influencer erreichen.

D: Ich glaube, lieber Max, das wollen wir auch nicht wirklich haben. Denn als „großer Influencer“ hat man in Wirklichkeit gar nicht so viel „Influence“ (dämliches Wort, erinnert mich immer an Grippe), sondern man ist dann eigentlich doch nur der „Bratpfannenverkäufer“ in einer Verkaufsshows, Infomercial oder Dauerwerbesendung und die User (sagt man auch bei Drogenabhängigen) Konsumenten projizieren ihre Wünsche und Hoffnungen auf einen, die man wohl nie erfüllen kann. Hier ein vielsagender Auszug aus einer Influencer-Agentur:

„Influencer:in & Management

Du arbeitest als Influencer:in und möchtest zu Events eingeladen werden und auf dem Radar der styleranking-Kampagnen Mangager:innen stehen? Hier kannst du ein Profil für deine Influencer-Channels hinterlegen. Wenn unsere Influencer Marketing-Manager:innen eine Kampagne planen, kommen wir bei Eignung auf dich zu.“

Früher hieß dies einfach „Tupperware-Party“ 😉.

M: Es hat schon etwas von Marktschreiern, das Influencertum. Und ja, vom Prinzip her geht es auch dabei nur um Konsum bzw. Verkauf. Es gibt zwar ein paar wissenschaftliche Influencer und Influencerinnen, aber die sind eben in der Menge nichts gegenüber den einfachen Unterhalterinnen und Unterhaltern.

Die Philosophie versucht zum Nachdenken anzuregen und darauf sind die sozialen Medien gar nicht ausgelegt, sondern darauf, so viel wie möglich, so lange wie möglich, zu konsumieren.

D: Ach du je, bloß nicht „Nachdenken“, deshalb auch die Dauerbeschallung/-beflimmerung mit „Content“. Man könnte ja sonst merken, wie „beknackt“ das eigentlich ist, was man da macht. Hier ein kleiner Auszug aus „Social Cocooning“:

„Der vereinsamte, egoistische Mensch der Postmoderne (oder was auch immer nach der Moderne kommen mag?) neigt stärker zum Konsum, da er ein „emotionales Surrogat“ für seine sozialen Defizite benötigt. Frei nach dem cartesischen Wahlspruch „Emero, ergo sum“ (lat.=“ich kaufe, also bin ich“) kaufen wir uns unsere Glücksgefühle, die idealiter durch soziale Interaktionen und Bindungen entstehen würden. Da das „emotionale Methadon“ aber sehr schnell seine Wirkung verliert, sind wir auf einen „neuen Schuss“ von Konsumgütern angewiesen; also ein „Weihnachten ohne Ende““

M: Richtig, durch Nachdenken und kritisch hinterfragen, könnte auffallen, dass viele Dinge, die da so gemacht werden, eigentlich völlig hirnrissig sind.

Natürlich könnte man versuchen die eigenen Gedanken auf die absolute Essenz herunterzubrechen, aber dadurch kann es dann passieren, dass viele wichtige Informationen verloren gehen. Das ist, als würde man Seiten aus Büchern herausreißen und nur noch die Passagen übriglassen, die eventuell relevant sein könnten.

Nebenbei: Solche Hörbücher gibt es übrigens auch – die einem dann nur noch das allernötigste eines Buches näherbringen, damit man es sozusagen „gelesen hat“. Finde ich persönlich ziemlich grausig, denn als Autor macht man sich eben auch Gedanken, was ja am Ende in einem Buch resultiert.

D: Hört sich nach eine „chinesischen Instant-Suppe“ mit garantiert „kein Fleisch in den Töpfen“ an. Aus „In der Kürze liegt keine Würze“:

„Die Beiträge, in denen es „gelungen“ schien, waren meist so stark verkürzt, dass der Inhalt an der Grenze zur Belang- bis Sinnlosigkeit war. Der Effekt der „bindungslosen Konsumtion“ von „fast food“ schien hier nahtlos auf das „fast read“ und „fast think“ in den Text–Medien übertragen worden zu sein. Alles, was nicht in 3 Sekunden „kickt“, hat „ver…ckt“ (der Kürze sei Dank, dass ich das Wort nicht ausschreiben musste ?). Den meisten ist dies auch schon „fast egal“.

M: Ja, es hat wirklich etwas von einer Instant-Suppe, die auf das notwendigste reduziert wurde und für jemanden mit Geschmacksknospen dann auch dementsprechend unschön schmeckt.

Gleichzeitig, neben dieser ganzen Idee um Reichweite und Beschneidung philosophischer Gedanken kommt auch noch ein gewisser ethischer Aspekt zum Tragen: Will ich mich auf einer Plattform bewegen, die Studien zur Gesundheit Jugendlicher unterdrückt?

Aber wie zu sehen ist, scheint ja nicht nur die Psyche junger Menschen zu leiden, sondern auch junger Erwachsener aus diversen Gründen.

Es werden Illusionen von Schönheitsidealen geschaffen, die Menschen können kaum mehr zwischen KI generierten Wohnzimmern und echten unterscheiden. Das Streben nach Wohlstand und Anerkennung rückt dermaßen in den Vordergrund, dass nicht einmal mehr hinterfragt wird, was davon überhaupt der Realität entspricht.

Das Motto lautet: „Ich sehe das – ich will das auch.“

Aber genau da sind wir beim Höhlengleichnis: Die Philosophie will eigentlich aus der Höhle heraus leiten und nicht Teil des Schattenspiels sein.

D: Bravo! Aber vielleicht wollen es sich die Leute, doch lieber in ihren Kinosesseln bei einer Tüte Popcorn bequem machen und sich lieber unterhalten lassen. Immer diese blöden „Spielverderber“, diese „Philosophen“, die immer alles „in-Frage-stellen“ müssen. „Shut-up and enjoy!“ schallt es einem da vielkehlig herüber 😉.

M: Stellt sich mir die Frage: Wollen das die Leute wirklich oder wurden sie sozusagen bequem-erzogen?

Liegt das Problem vielleicht im Bequemen selbst? „Wenn es bequem ist, kann es doch nicht falsch sein?“ – so der mögliche Gedankengang.

Deswegen werde ich wahrscheinlich auch immer so ein Zwiespalt zu den sozialen Medien haben, weil eben in ihnen die Illusion einer Realität erschaffen wird, die so gar nicht existiert. Diese Illusion hindert uns, uns wirklich weiterzuentwickeln. Wir verschwenden als Benutzer unsere Zeit in den sozialen Medien und gleichzeitig versuchen wir als Philosophen dieses Medium zu benutzen, um die Philosophie in dieser Umgebung zu kultivieren.

Das Dilemma ist offensichtlich.

D: Stimmt absolut. Das ist dann mal wieder ein echtes Dilemma. Für meinen Teil habe ich versucht dieses Problem zu lösen, in dem ich – genau, wie Du es bereits oben beschrieben hattest, einfach die Sozialen Medien gegen sie selber benutze. Soll heißen, mich nicht als „Don Quichotte“, wie ich mich oft selbst bezeichne, entmutigen lasse. 

„Ganz genauso erging es mir auch, als ich mit meiner treuen „Rosinante“ über die „Campo de Criptana“ oder besser gesagt „Campo de medios sociales“ trabte, um gegen die „ungeheuren Riesen der wissenschaftlichen Institutionen“ und gegen den „metaphysischen Stillstand der Windmühlenräder der Wissenschaftstheorie“ auf den „Feldern der Sozialen Medien“ zu kämpfen.“ (ebd.)

Jetzt sind wir ja vielleicht schon zu zweit und vielleicht werden es noch ein paar mehr Aufrechte, die sich dem „Kampf gegen die systematische Verblödung“ anschließen möchten.

M: Es wäre wirklich schön, wenn man noch mehr Menschen finden würde, die sich dem Problem, welches sich da mit den sozialen Medien gestaltet, befassen.

Vor allem muss es viel mehr in die Schulen gebracht werden. Die Medienkompetenz der Jugend sinkt immer weiter, da ihnen überhaupt nicht die richtigen Werkzeuge an die Hand gegeben werden, sondern es bei einem reinen Konsumieren bleibt.

„Ist diese Form der „medialen Kommunikation“ auf social Media nicht vielleicht auch eher ein Zeichen für eine „neue Sprachlosigkeit“, wenn ich hier den Journalisten und Autor Andreas Mohr zitieren darf:

„Medien als zwischengeschaltete Mittler vor allem ein Kommunikationshindernis (Baudrillard, Tausch und Tod, S. 71): Kommunikation über Massenmedien bedeutet für Baudrillard nicht, einander unbekannte ‚Sender’ und ‚Empfänger’ (zu verstehen als unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen) in ein Interaktionsverhältnis treten zu lassen und sie einander näher zu bringen (bei Enzensberger läuft dieses ‚Näherbringen’ gewissermaßen auf Überzeugung bzw. Manipulation hinaus), sondern ihre Distanz zu wahren – diese Trennung hält Baudrillard für die genuine „Ideologie der Medien“ (Baudrillard, Requiem, S. 90).“ (Andreas Mohr, Verdrängung widerständiger Lesarten? Medien und Macht bei Jean Baudrillard und Stuart Hall, 2008, S. 25)

Wie siehst Du das Max?“

M: Ich denke Baudrillard hat hier nicht ganz unrecht. Obwohl wir viel über das Internet kommunizieren und das in ganz vielfältiger Form, halten wir dennoch immer eine gewisse Distanz aufrecht.

Dabei geht es sowohl um die einzelne Person als auch Gruppen.

Diese Distanz die erzeugt wird, wirkt sich ganz unterschiedlich aus und geht zum Teil mit der Illusion der Anonymität einher.

Nehmen wir die einzelne Person: Oftmals denken einige Menschen, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, in dem sie sich bewegen und tun und lassen können, was sie wollen.

Das kann über die Belästigung oder Herabwürdigung von Frauen oder Minderheiten sein und bis hin zur Volksverhetzung oder anderen Straftaten gehen, bei dem es immer ein Gegenüber gibt.

Hier suggeriert die Illusion der Anonymität eine Distanz, die sich auch in Worten oder Verhaltensweisen äußert.

Ähnlich ist es mit Gruppen bzw. Gruppen verstärken dieses Phänomen noch einmal mehr. Nicht nur die vermeintliche Anonymität ist hier gegeben, sondern in der Gruppe wird dieses Gefühl noch intensiver erlebt, weil man zum einen Teil von etwas ist und zum anderen nicht alleine jemandem gegenübersteht. Man geht dabei sozusagen in der Masse unter und ist gleichzeitig Teil von etwas größerem.

Ein Punkt, der dabei sehr in den Vordergrund rückt, ist, dass es wie Baudrillard gut erläutert, dass dabei die Kommunikation nicht so wirkt, als würde sie unterschiedliche Menschen und Gruppen zueinander bringen, sondern vergrößert sogar noch die Distanz.

Dieser Punkt ist ganz wesentlich, denn anstatt die Möglichkeit zu nutzen miteinander zu kommunizieren, finden sich eher die Gruppen zusammen und sorgen für ein „Wir-Gefühl“, spalten sich dabei aber von den anderen Menschen und Gruppen ab.

Der französische Philosoph Alain Finkielkraut hat in seinem Buch „Verlust der Menschlichkeit – Versuch über das 20. Jahrhundert“ in seinem sechsten Kapitel „Von Engeln und Menschen“ diesem Thema eine ganz bedeutende Note verliehen.

D: Sehr interessanter Hinweis, vielen Dank für den Tipp. Ich habe beim Recherchieren herausgefunden, dass er auch einiges zur „Woke-Ideologie“ verfasst hast. Sehr interessant 👍‍!

M: Finkielkraut ist für mich ein wirklich interessanter Philosoph, wahrscheinlich weil er sich über viele Themen Gedanken macht und er manchmal nicht so vorhersehbar ist.

Sein Text handelt sich dabei um eine Mischung aus Vorfreude, dass das Internet für uns eine neue Ära bedeuten könnte, in der wir zu Weltmenschen werden und überall verfügbar sein und mit allen anderen kommunizieren können und einer gewissen Ehrfurcht, die Chateaubriand in „Les Mémoires d’outre-tombe“ aufwarf und kritisch hinterfragte, wie ein solcher Weltmensch überhaupt kommunizieren könne, vor allem wenn es einen so großen Informationsfluss gäbe.

Die Frage der Kommunikation im Internetzeitalter und insbesondere im Zeitalter der sozialen Medien ist elementar. Denn wir können es nebenbei tun; Kommunikation-to-go, wenn man so möchte. Am besten ohne viele Worte und so einfach und so schnell wie möglich.

D: Genau, wie die Emojis, die ich ebenfalls ständig verwende 😉😉, stehen hier stellvertretend die Akronyme „FYI, EOD, FWIW, RLRT“, die so „mediale Großväter“, wie ich, mir sowieso immer von der Jugend erklären lassen muss.

M: Ja, Emojis oder Emotes sind dahingehend auch ein gutes Beispiel: Die Kommunikation ändert sich. Ich bin ja bspw. auch viel auf Discord unterwegs, wo man mit solchen Emotes arbeiten kann.

Mit denen wird eigentlich die Kommunikation erweitert, denn Sender und Empfänger arbeiten dadurch ganz anders zusammen.

Natürlich könnte man jetzt einwerfen, dass ja nicht das ganze Internet so nebenbei kommuniziert – das ist richtig, aber beschränkt man sich auf die sozialen Medien, dass verhält es sich definitiv so.

Es gab eine kurze Zeit, da wurden bspw. Reels bei Instagram, die länger waren und die die Menschen auch gesehen haben, stärker ausgespielt, als kurze Reels.

Diese Zeitspanne, wo das getestet wurde, war auch nur ganz knapp, weil man gemerkt hat, dass es die Masse macht und die Leute zudem gar nicht mehr die Aufmerksamkeitsspanne haben, sich diese langen Videos anzusehen.

D: Yep, das haben wir auf unserem Youtube-Kanal „Zoomposium“ auch schon gemerkt. Es wird mehr „geswipt“, als „geschaut“. Ich würde aufgrund der Auswertung der Daten auf unserem Kanal, was natürlich nicht repräsentativ ist, das Aufmerksamkeitsfenster maximal 5 Minuten auf „Kipp steht“. Wie soll man da, z. B. eine „Theorie zum Bewusstsein“ verständlich entwickeln? Ich glaube, wir sollten auch eher auf „Schminktipps“ und „Katzenvideos“ umsatteln 😉.

M: Bei 5 Minuten ist man aber schon jemand, der lange zusieht. Erst letztens habe ich von einer Studie der University of California gelesen, die herausfand, wie stark unsere Aufmerksamkeitsspanne über die letzten Jahre auf Bildschirmen gesunken ist. Von 150 Sekunden (2004) auf 75 Sekunden (2012) gefallen und liegen jetzt schon bei ca. 47 Sekunden.

Das bedeutet, wenn du ein Video von 15 oder 30 Minuten erstellst, wird nur ein Bruchteil der Menschen dieses wirklich bis zu Ende schauen. Man muss somit also schon wirklich interessiert sein. Und ganz ehrlich: wie will man Menschen, mit einer so kurzen Aufmerksamkeitsspanne dazu bringen diese Konzentration aufzubringen?

Wie will man Menschen, die so eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben Philosophie näherbringen?

Als Fast-Food-Philosophie?

Das schaffen wahrscheinlich nur ein paar Stoiker-Accounts, die den Leuten ihren 4-Wochen-Plan für ein stoisches Leben oder ein anderes Abo verkaufen wollen, aber da ist die Intention auch nicht wirklich Philosophie, sondern es wird nur ein Bedürfnis angesprochen und verkauft.

So verläuft dementsprechend auch die Kommunikation in den sozialen Medien, weil sie darauf ausgelegt ist so viel Kurzweil wie möglich zu haben, damit das „Produkt User“ so viel Geld wie möglich generiert.

Aber am Ende sind die sozialen Medien und die Kommunikation in ihnen, eben auch das, was wir aus ihnen machen.

Als Benutzer habe ich die Möglichkeit zu sagen, dass ich auf jemanden eingehe, versuche mehr zu erfahren, vielleicht sogar einen richtigen Dialog lostreten kann, der beide Seiten bereichert.

D: Das ist ein spannendes Thema. Glaubst Du, dass die Menschen überhaupt noch einen „richtigen Dialog“ wollen oder ihn gestalten können.

„Wann findet denn überhaupt noch das persönliche Gespräch statt? Reicht hierzu nicht auch eine sprachlose „Message“ im „Messengerdienst“ oder ein kontextloses „Zwitschern“ im „Getwittere“. Ist doch viel effizienter und vor allem hält man sich mögliche Antworten oder Repliken vom Leib. Der „Empfänger“ soll gefälligst nur „empfangen“ und einen nicht auch noch mit seiner „Sendung“ belästigen.“

M: Gute Frage. Mir ist mehrfach aufgefallen, dass die Menschen einen solchen Dialog gar nicht wollen. Man wird umgehend blockiert, wenn man jemanden mit Fakten oder Quellen belästigt oder wenn einem einfach die Meinung nicht passt.

Anstatt sich wirklich miteinander auseinanderzusetzen, wird einfach die störende Person aus der eigenen Filterblase verbannt. Dadurch hat man dann automatisch wieder Recht und Herrscher über seine Realität.

Aber ich habe ich natürlich auch die Möglichkeit eine gewisse Ellenbogenmentalität an den Tag zu legen und mich wie die Axt im Wald in den sozialen Medien zu benehmen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Letzteres ist eher nicht zu empfehlen, denn was viele Menschen vergessen, ist, dass das, was die anderen von uns im Internet sehen, eine Visitenkarte ist. Diese Visitenkarte bleibt dort lange erhalten und geht über die vermeintliche Anonymität hinaus.

Deswegen sollte man sich ab und an vielleicht fragen „Kann ich mit meinem Verhalten eine gute Kommunikation bewirken?“ und „Würde ich gerne mit mir schreiben wollen, wenn ich mich im Internet träfe?“.

D: Diese von Dir vorgeschlagene „Internet-iquette“ finde ich sehr gut und löblich, doch wenn man mal schaut, auf welchem verbalen Niveau sich „US-Präsidenten“ bewegen, ist glaube ich nichts mehr peinlich. „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich völlig ungeniert.“

„Welchen „sozialen“ Anteil besitzen Deiner Meinung nach Max die „Sozialen Medien“ eigentlich oder sind nicht vielleicht bereits der Einstieg in den Zug mit dem Halteziel „Social Cocooning“?“

M: Das ist eine gute Frage und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob man sie so pauschal beantworten kann.

Tritt man mal einen Schritt zurück und schaut sich die Situation an, dann sieht man intransparente Unternehmen, die natürlich ihre Geschäftsgeheimnisse bewahren wollen, gleichzeitig aber Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in eine gewisse Sucht stürzen, die sie selbst gar nicht wahrnehmen.

Diese Sucht ist geprägt vom Streben nach Anerkennung und „gemocht werden“, Likes und Kommentaren. Gleichzeitig findet in diesen sozialen Medien aber auch Cyber-Mobbing statt, die darüber hinaus auch in schweren Anfeindungen, körperlicher Gewalt und sogar Selbstmord enden können.

Gleichzeitig ziehen sich dann aber auch Kinder und Jugendliche aus dem Alltag zurück, weil sie in diversen Gruppen oder auf bestimmten Seiten Halt finden.

Stellt sich hier die Frage, ob dieser Halt real oder auch eine Illusion ist.

Das social Cocooning kann mitunter eine Folge davon sein, ist aber nicht absolut dafür verantwortlich.

In Japan gibt es ein ähnliches Phänomen „Hikikomori“ genannt, was so viel bedeutet wie zurückziehen. Es bezeichnet Menschen, die sich in ihr Haus oder ihre Wohnung zurückziehen und teils über Wochen, Monate oder Jahre dieses kaum oder gar nicht verlassen.

Gesellschaftlich sind sie kaum physisch präsent und meiden jeden Kontakt so gut wie möglich.

Hierbei gibt es jedoch Menschen die Hikikomori auch auf die sozialen Medien betreiben und sich von dort auch zurückziehen. Andere hingegen nutzen diese Möglichkeit weitestgehend anonym und ohne Verpflichtungen oder Erwartungen direkter Interaktion mit einigen Personen in Kontakt zu bleiben.

Ich denke dieses Phänomen wird sich potenziell auch noch weiter in unseren Breitengraden ausdehnen, da sich immer wieder in den sozialen Medien verlieren und die Verbindung zur realen Welt verlieren.

Die sozialen Medien werden zur neuen Realität.

D: Da wirst Du wahrscheinlich Recht haben. Das hatte ja Zuckerberg schon mit seinem visionären „Meta“-Projekt versucht, das „IRL“ („in real-life“) in „IVL“ („in virtual life“) umzuwandeln. Wahrscheinlich ist es aber bisher nur deshalb gescheitert, weil die dazu nötigen „VR“-Brillen zu teuer waren. Das kann uns also noch weiterhin bevorstehen. Und wenn man die Veränderungen in der Arbeitswelt mit einem immer größeren „Home-Office“-Anteil betrachtet, weiß man ja wo die Reise hingehen soll. Ich nenne das immer die „Gnade der frühen Geburt“, dass man schon so alt ist und nicht mehr alles miterleben muss.

M: Wo wir eigentlich schon wieder bei einer gewissen Dystopie wären. Alle bewegen sich kaum noch aus ihren 4 Wänden heraus, sind fast nur noch virtuell präsent. Könnte seltsam aussehen, diese Zukunft.

Als Kampfkunstlehrer sehe ich in dem Zusammenhang auch immer wieder Kinder und Jugendliche, die auch die Verbindung zu ihrem Körper verloren haben und sich erst mit der Zeit wieder entwickelt.

D: Stimmt, kann ich bestätigen. Kinder können keine 2 Minuten auf einem Bein stehen, ohne zu kippeln oder umzufallen. Gut, so gesehen, dass kann ich auch nicht.

M: Richtig, nicht nur die Kinder, sondern auch wir Erwachsenen haben oft diese Verbindung zu unserem Körper nicht, was aber nicht nur an der vielen Zeit in den sozialen Medien liegt, sondern auch noch andere Ursachen hat.

Dennoch denke ich, dass die sozialen Medien das social Cocooning begünstigen und man auch hier im Unterricht der Medienkompetenz (so er denn stattfindet) diesen Bereich thematisieren sollte. Also nicht nur, wie man mit den Inhalten der sozialen Medien und dem Internet umgeht, sondern auch wie man mit sich selbst in Bezug auf diese Medien umgeht.

D: Das ist doch eine prima Überleitung zu Deinen Fragen, auf die ich gerne zu antworten versuche.

„Dirk, denkst Du, dass social Media mehr Nachteile als Vorteile für unser Alltagsleben hervorbringt?“

D: Das ist eine sehr schwierige „Abwägungsaufgabe“. Auf der einen „Waagschale“ liegen die Vorteile der einfacheren Vernetzung und Kontaktaufnahme zu anderen Menschen und damit einhergehend die ausgelösten „Glücksgefühle“. Auf der anderen „Waagschale“ liegen die Nachteile der Manipulation der Meinungsbildung und Kommerzialisierung des Konsumentenverhaltens und damit einhergehend die „psychischen Störungen“. Wenn Du jetzt aber ein eindeutiges Votum zu dem Stand der „Waagschalen“ haben möchtest, würde ich sagen die Vorteile überwiegen. Man kann dem Medium schließlich nicht vorwerfen, dass es so ist wie ist, sondern man muss es sich selber vorwerfen, wenn man es nicht richtig nutzt. Das die ältere Generation neuen Medien skeptisch bis unaufgeschlossen gegenüber steht, kann man in der „Mediengeschichte“ immer wieder finden. Erst wurde die Jugend durch das Lesen (von „Schundromanen“), dann von der „Dschungelmusik“ des Radios, oder dem „Unterhaltungsprogramm“ des Fernsehens verdorben. Jetzt ist es halt die „Verderbtheit“ des Internets. Ich bin wahrlich kein „Technologiefeind“, mich stört nur die sinnlose Verwendung. Ich würde ja auch nicht auf die Idee kommen den Fernseher nur deshalb einzuschalten, weil es sonst zu dunkel im Zimmer ist.

M: Interessant in dem Zusammenhang ist, dass vor einiger Zeit, in einer Studie ausprobiert wurde, wie sich das psychische und physische Gefühl ändert, wenn man die sozialen Medien anders, in dem Fall unter einer gewissen Anleitung, benutzt.

Menschen, die sich in dieser Studie bewusster mit den sozialen Medien auseinandergesetzt und dementsprechend ihre Filterblase geformt haben, ging es viel besser und sie waren innerlich auch viel ruhiger, als die die die sozialen Medien benutzt haben, wie eh und je.

In diesem Zusammenhang fiel mir auf, dass wir als Menschen eigentlich völlig ohne wirkliche Anleitung in diese sozialen Medien gestoßen wurden. Dabei geht es gar nicht mal um die Oberfläche, sondern um das Benutzen der Plattformen miteinander.

Ich denke hier sollte definitiv nachgebessert werden; natürlich auch im Bereich der Medienkompetenz.

„Hast Du im Umgang mit anderen oder auch deren Umgang untereinander bemerkt, dass sich social Media darauf ausgewirkt hat?“

D: Leider musste ich diese unangenehme Erfahrung bereits schon häufiger machen. Über social Media wird ja bekanntlich viel Quatsch oder Schrott gepostet, das ist ja schon leider „mediale Wirklichkeit“. Auf Facebook gab es früher, also vielleicht maximal 2 bis 3 Jahre her noch einigermaßen ambitionierte Gruppen, z. B. zum Thema „Philosophie“. Das hat aber immer stärker nachgelassen und bewegt sich nun im Rahmen der Belanglosigkeit bis Geschmacklosigkeit. Ich bin für jeden ernst gemeinten Kommentar meiner Posts sehr dankbar, weil es zeigt, dass sich jemand Zeit genommen hat sich mit dem Thema auseinander zu setzen, deshalb beantworte ich auch jeden einigermaßen seriösen Kommentar. Wie Du oben schon geschrieben hast, wird dies allerdings immer weniger und man gehört schon zu einer „vom Aussterben betroffenen Art“. Richtig, üble verbale Anfeindungen hatte ich auch schon, aber darauf muss man ja nicht reagieren, das kann man auch einfach mal so stehen lassen.

M: Das muss man aber auch erst einmal lernen. Viele Menschen können das gar nicht mehr ausblenden und müssen dann darauf reagieren. Das ist wie ein Reflex. Dadurch nehmen sie sich selbst emotional völlig auseinander und haben potenziell noch Tage später eine Gefühlsachterbahn.

D: In meinem persönlichen Umfeld merke ich allerdings aber immer stärker, dass man nicht mehr das persönliche Gespräch, z. B. im Telefonat sucht, sondern eigentlich alles nur noch über den Messengerdienst erledigt. Aber das ist ja eigentlich kein Thema, was mit den Sozialen Medien, sondern mit den Kommunikationsformen zusammenhängt.

M: Ja, dahingehend ändert sich das Kommunikationsverhalten deutlich. Da ist es oftmals einfacher schnell eine kleine Nachricht zu schreiben, als dass man jemanden anruft.

Ich gehöre ja auch zu der Generation, die Probleme damit hat ans Telefon zu gehen, wenn sie die Nummer nicht kennen und dann erst einmal Googlen, wer das denn ist 😀

„Würdest du sagen, dass im Besonderen die Jugend einen umfassenden Überblick bezüglich der sozialen Medien hat oder ist hier die Medienkompetenz der Schulen gefragt?“

D: Du verwendest genau den richtigen Begriff „Überblick“ hierzu. Die Jugendlichen, als sogenannte „digital natives“, können mir im Unterricht immer viele neue Dinge über die „Sozialen Medien“ berichten, da bin ich der Schüler. Da gibt es Sachen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Also die Jugend hat bestimmt den besseren „Überblick“ als ich. Was die „Medienkompetenz“ betrifft, habe ich da allerdings meine berechtigten Zweifel. Den meisten von ihnen ist noch nicht einmal der Unterschied zwischen einem „Browser“ und einer „Suchmaschine“ klar. „Google“ ist für sie das Internet. Das haben die fein hingekriegt. Und „Internetrecherche“ ist eine Katastrophe, weil die meisten gar nicht wissen, wonach sie suchen sollen.

M: Ja, ich denke hierbei ist es immer wichtig, dass man Medienkompetenz definiert, denn allein das Benutzen, macht eben noch keine Medienkompetenz aus. Und wenn man eigentlich gar nicht einmal die Grundlagen dieser technischen Komponenten kennt, wie soll man dann ein tiefergehendes Verständnis dafür entwickeln?

D: Die Unbefangenheit, mit der viele Schülerinnen und Schüler mit den Sozialen Medien umgehen und in welcher Unbekümmertheit sie dort Daten eingeben oder hinterlassen, kümmert sie wenig bis gar nicht. Erst wenn ich sie darauf aufmerksam mache, dass diese „freiwillig“ abgegebenen/hinterlassenen Daten im „SCHUFA-Scoring“ Verwendung finden können und über die Konditionen des „Bankdarlehens“ oder die Höhe der monatlichen Beiträge der „Privaten Krankenversicherung“ bis hin zum „Autoleasing-Vertrag“ eine Rolle spielen, tritt manchmal doch ein „betretenes Schweigen“ ein.

M: Genau das ist der Punkt, die Schülerinnen und Schüler haben zwar ein Verständnis darüber, was im Internet oder den sozialen Medien los ist, aber darüber hinaus wird es dann schnell schwierig. Allein das Unwissen darüber, was potenziell mit ihren Daten passiert oder welche Auswirkungen das eigene Verhalten im Internet bzw. den sozialen Medien haben kann, ist hier oft schon bezeichnend.

D: Personalchefs finden z. B. die Fotos von den „Trinkspielen“ auf social Media auch nicht besonders „prickelnd“, wenn sie Bewerber:innen zum Vorstellungsgespräch einladen. Da wird wohl keine „Beer Pong“ auf dem Tisch stehen.

„Medienkompetenz soll an den Schulen unterrichtet werden, ist aber von außen und mit den Augen der IT-Sicherheit betrachtet ein ziemliches Desaster. Wirkt dieser Punkt nur so desaströs oder denkst du, dass er der Realität entspricht?“

D: Ich würde es jetzt nicht ganz so kritisch, wie Du sehen. Es hat sich auch hier bereits einiges verändert (auch wenn es sehr lange gedauert hat und noch nicht umfassend ist). Das Curriculum für das Fach „Informatik“, das ich auch unterrichtet habe, wurde neu aufgelegt und den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Ob in einem ausreichendem Maße steht natürlich auf einem anderen Papier.

M: Wahrscheinlich sehe ich das teils überkritisch, dennoch denke ich, dass insgesamt viel mehr gemacht werden müsste, damit überhaupt ein dauerhaftes Verständnis über das Internet und die sozialen Medien entstehen können.

Ich kenne das aus meiner Schulzeit: Lernen für die Klausur, danach fällt dieses Wissen wieder hinten über. Viel wichtiger ist in dem Zusammenhang, ähnlich der Philosophie, dass dieses Wissen auch über den Klassenraum hinaus benutzt wird.

D: Aber selbst in den Klassen 5 und 6 bekommen die Schülerinnen und Schüler jetzt nicht mehr reines „Tipp-Training“ für „Office“ (ITG = „informationstechnologische Grundbildung“), sondern auch hier werden die aktuellen Gefahren des Internets (z. B. „Cybermobbing“, „Email-Phishing/-spoofing“, „Datenschutz“, etc. pp.) zumindest angesprochen. Ich bin allerdings ein ausgesprochener Befürworter des Faches „Medien(erziehung)“, weil dies von den Elternhäusern ebenfalls – wie leider vieles andere – bereits auf die Schulen abdelegiert wurde. Wie weit das allerdings in die Wochenstundentafel noch reinpasst, da wäre ich allerdings skeptisch. Jedenfalls für mich gehört das nicht in das Fach „Informatik“, weil man da auch noch andere spannende Sachen machen kann, die wirklich etwas mit Informatik zu tun haben. 

M: Das ist wie so oft ein weiteres Problem – die geringe Zeit und die Frage nach der Priorisierung.

Ich denke aber auch, dass unbedingt Informatik und „Medien“ voneinander getrennt unterrichtet werden sollen, denn das sind einfach zwei verschiedene paar Schuhe.

Dennoch werden die Schulen in den nächsten Jahren nicht drum herum kommen sich verstärkt auf das Fach „Medien“ ausrichten zu müssen.

„Es gab mal vor Jahren einen Tag, da war die Google-Suche nicht erreichbar und die Menschen wussten teilweise nicht, wie sie nun das Internet benutzen sollten. Die sozialen Medien sind kaum mehr aus unserem Alltag wegzudenken, wodurch sich die Frage stellt, ob wir überhaupt noch auf sie verzichten können, wenn wir uns so sehr auf sie verlassen?“ 

D: Lieber Max, das ist eine sehr schöne Abschlussfrage.

M: Vielen Dank 😊

D: Wie ich oben bereits geschrieben habe, ist für viele Schülerinnen und Schüler „Google = Internet“. Einerseits bin ich allerdings sehr zufrieden mit den Suchergebnissen, die mir diese Suchmaschine liefert. Ich habe auch schon häufiger andere Suchmaschinen, wie „Bing“, „Ecosia“ oder „DuckDuckGo“ verwendet. Aber (leider) hatten die Suchergebnisse auf Google immer die besseren Treffer. Dies hat sicherlich mit der marktbeherrschenden Stellung von Google zu tun, die auch immer die aktuell beste KI im Hintergrund laufen hat. Das ist vielleicht vergleichbar mit dem „FC Bayern München“, wobei ich mich mit Fußball nicht auskenne, aber zumindest so viel verstanden habe, dass die Vereine mit dem meisten Geld auch immer die besten Spieler bekommen. Hier im Münsterland sagt man auf Platt einfach: „De Düwel schiet immer op den grötsten Hupen.“ („der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“). Soll heißen, wer viel hat, bekommt auch viel. Das heißt wir kommen an „Google & Co“ wohl nicht vorbei und müssen uns wahrscheinlich wohl oder übel wie in der Einleitung erwähnt mit der „„Schönen, Neuen (Medien)-Welt“ und dessen Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Diskurs und alltäglichen Leben“ auseinandersetzen.

M: Das stimmt, bisher hat Google dahingehend eine ziemlich gute Position, jedoch wird auch für diesen Riesen die Luft dünner, da es bspw. danach aussieht, als müssten sie Chrome „abgeben“, weil sie viel zu viele Daten sammeln und einigen diese Machtposition nicht mehr zu passen scheint.

Nicht zu vergessen, wurde jetzt sogar ChatGPT mit einer Internetsuchfunktion ausgestattet, die zwar etwas beeinflusst sein soll, aber das ist bei Google ja nicht unbedingt anders.

D: Aber wie auch erwähnt, kann man ja das Beste daraus machen. Und wer weiß, vielleicht ist unser gemeinsames Projekt ja der Anfang, der den Stein ins Rollen bringt. Ich wäre einfach für entschieden mehr sinnvolle Inhalte in den Sozialen Medien und wenn andere Menschen hier mitmachen würden, wäre das doch schon einmal der erste Schritt in die richtige Richtung.

M: Ich denke auch, dass dieses Projekt hier möglicherweise der Anfang von einer tiefergehenden, philosophischen Medienkompetenz sein könnte. Denn wir sollten nicht vergessen, durch den Einsatz von KI und anderen Möglichkeiten, werden wir uns als Otto-Normal-Bürger auch ab einem gewissen Punkt mit ethischen Fragen konfrontiert sehen. Oder wir sollten uns zumindest damit beschäftigen, damit wir nicht einfach nur konsumieren und am Ende weiterhin einfach nur „das Produkt“ sind.

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6 Antworten

  1. Ihr habt mein Thema ins Herz getroffen!

    Es ist mir nicht möglich, den Dopaminausstoß in meinem Gehirn zu kontrollieren, sodass es für seine Regulation ein Medikament braucht, das diese Aufgabe übernimmt.

    Begonnen hat alles mit einem unendlich langen Fragenkatalog, der sich um mein Leben aufgetürmt hat und mich nicht mehr Tagebuch schreiben ließ, wie zuvor, da es bereits überfüllt war. Über eine Schulzeitschrift wurde ich als Elternteil auf eine Internetadresse hingewiesen, die sich für mich als Diskussionsplattform herausstellte, auf der es um Belange zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und dem dafür zuständigen Ministerium ging. Schnell kam ich an die Grenzen der anderen Teilnehmer auf dieser Plattform und erhielt einen Zugang zum Büro der Kanzlerin, sodass ein persönlicher Brief von mir an sie den richtigen Adressaten erreichen konnte.

    Meine Hand würde ich für diese Geschichte nicht ins Feuer legen, doch sie basiert auf meinem Erinnerungsvermögen, sodass Teile fehlen könnten und in verkürzter Form beschrieben sind. Quintessenz jedoch ist, dass ich durch diese Beteiligung an einer Entwicklung für meine Kinder so richtig in Fahrt kam. Ich hinterfragte mein Leben in seiner digitalen Form, die ich bis dato nicht kannte, sodass ich über Google Informationen erhielt, die mit der Zeit immer besser lesbar wurden. Auch dort kam ich schnell an eine Grenze, die mich in ein Blog führte, das mich zwang tiefer zu denken, als ich es bis dahin getan hatte. Ich bekam endlich das »Datenfutter«, das ich brauchte, um weiterzukommen, im Umgang mit dem Internet und seinem Datenvolumen.

    Ausgangspunkt für diese, meine Aktion, waren meine Kinder, da sie sich als Internetaktivisten immer weiter von dem entfernten, was in meinem Leben eine überaus wichtige Rolle spielt und für ihr Leben so absolut nutzlos schien. Über eine Psychose, die ich durchleiden musste, gelange ich schön langsam wieder an den Punkt, der mich in seiner Endgültigkeit nicht mehr aus der Bahn werfen kann.

    Meine Kinder sind mittlerweile erwachsen und kommen mit dem Leben ganz gut klar, sie stehen mehr oder weniger am Anfang ihrer beruflichen Karrieren und sind am Leben nicht verzweifelt, obwohl es Zeiten gab, an denen sie beinahe gescheitert wären.

    Mir kommt es so vor, als wäre ich in den vergangenen 15 Jahren zum Teil eines Netzwerkes geworden, das sich innerhalb, wie außerhalb des Internets entwickeln konnte. Damit ist es wohl in seiner Art, mit dem Internet umzugehen einzigartig und führt dennoch genau das Leben, das uns alle miteinander verbindet.

    In neuester Zeit verbringe ich i. d. R. wesentlich weniger Zeit am PC als vor diesem Wendepunkt. Ich schreibe auch wieder mehr oder weniger regelmäßig Tagebuch! Darin geht es um mich und ein Leben, das sich in seiner Form als Mensch mit mir abgibt, indem ich schon immer der Teil war, der ich heute wieder sein kann.

    Zu meiner Entlastung muss ich sagen, ohne das Internet hätte ich nicht gefunden, was ich für diese Zeit meines Lebens gebraucht habe, damit ihr Sinn nicht an dem Menschen verloren geht, in dem sie sich verwirklichen will. Ich weiß weder, wer das sein wird, noch wie er wiederkommen soll, doch ich bin der festen Überzeugung, ich habe alles getan, was ich tun konnte, um den Weg der Zeit nicht zu verbauen. Sie ist es letztendlich, die als Einzige übrigbleibt, um uns aus dem Sumpf zu ziehen, in den wir uns selbst hineinmanövriert haben.

    Vielen Dank für den Dialog nach Sokrates, er hat mich angesprochen und ich hoffe, mein Kommentar gibt etwas von dem zurück, was ich erhalten habe.

    1. Hallo Roswitha,

      danke für Deine Worte und es freut uns, dass Dir unser Beitrag gefällt.

      Du beschreibst den Zwiespalt zum Internet bzw. den sozialen Medien ganz gut, denn einerseits sind es Werkzeuge, mit denen wir versuchen umzugehen, andererseits kann deren Menge auch überwältigend sein.

      Für Recherchen kann man das Internet noch immer gut nutzen und auch zur Vernetzung; ich denke wichtig ist, dass man sich nicht vereinnahmen lässt von dem Internet oder den sozialen Medien.

      Wir sollten uns immer bewusst sein, dass das Internet nur ein Werkzeug sein sollte und wir nicht zum Werkzeug werden dürfen. Das schöne ist, dass bspw. Du darüber reflektierst und dich mit der Thematik beschäftigst, wodurch Du dir bewusst geworden bist, welche Position die neuen Medien für dich einnehmen und wie sie auch auf Dich wirken bzw. gewirkt haben.

      Diese Reflexion ist aber auch elementar, weil wir ja auch verstehen müssen wie ein Schraubendreher oder eine Kaffeemaschine funktioniert, wenn wir damit umgehen wollen.
      Problematisch ist einfach, dass wir mit dem Internet in eine Welt geschubst wurden, ohne eine wirkliche Anleitung oder Erklärung zu haben.
      Im Groben wissen wir nur, was gesetzlich verwerflich ist, aber nicht, wie wir das Internet und die sozialen Medien für uns auf eine gute Weise nutzen können.

      Wir hoffen, dass wir auch im neuen Jahr ähnliche Impulse geben und vielleicht thematisch auch eine gute Balance herstellen können zwischen Virtualität und Realität.

      Vielen Dank noch einmal für Deinen Kommentar.

      1. Auf zwei Dinge möchte ich nocheinaml eingehen, einmal auf die Funktion des Werkzeugs und die Anleitung, die es für ein Werkzeug nicht unbedingt braucht, die jedoch sehr hilfreich sein kann, wenn es noch neu und ohne Erfahrungswerte funktioniert.

        Ähnlich, wie Eltern mit ihren Kindern ins kalte Wasser geschmissen werden, auch sie bekommen keine Betriebsanleitung für diese äußerst komplexen Wesen, geht es wohl den Menschen, die das Internet als social Media annehmen. Ohne zu bedenken, dass dieses Netzwerk ein Sammelsurium an Daten beinhaltet, die erst in geordneter Form einen Sinn ergeben, sodass sozial Media möglich wird.

        Basierend auf einer einheitlichen Grundlage kann erst wirklich funktionieren, sprich das volle Potenzial ausgeschöpft werden, von dem, der es in seinem eigenen Interesse hinterfragt. Nun unterscheidet sich genau dieses Interesse bei Eltern und anderen Menschen, denn Eltern können ihre Kinder immer nur in dem fördern, der sie für sie sind. Für mich stand dabei im größten Interesse, dass ich Vertrauensperson für meine Kinder sein will, sodass sie wissen, sie können auf mich bauen, ohne Angst vor sich selbst zu bekommen.

        Angst schürt Unsicherheit, und es hat mich eine unglaubliche Überwindung gekostet, mich auf ein Smartphone einzulassen, dessen Funktionsweise für mich ein Buch mit sieben Siegeln ist. Im Grund hat mich das Onlinebanking dazu gezwungen, sodass mir keine andere Wahl blieb, wollte ich mit dem aktuellen Stand der Technik die Sicherheit unserer Finanzen weiter erhalten und verwalten.

        Kinder geben dir keine Sicherheit, außer die der Liebe von Eltern der Natur gegenüber, die durch sie zutage tritt. Anders sollte es bei Produkten sein, die von Menschen gemacht, das onehin schon unvorhersehbare Leben in seinen Herausforderungen unterstützen und nicht noch zusätzlich belasten sollten. Als absoluter User eines Systems, dessen Funktionsweise mir zwar einigermaßen zugänglich ist, die ich jedoch nicht einmal in ihren Ansätzen verstehe, verlasse ich mich auf das System, das diese Funktionsweise unterstützt.

        Womit ich bei dem Punkt angekommen bin, der mich im Umgang mit dem Internet von Beginn an beschäftigt. Mitspracherecht und Mitbestimmungsrecht unterscheiden sich in ihrer Art durch ein Durchsetzungsvermögen, dass nicht jede*r gleichermaßen besitzt. Damit steht fest, dass Mitbestimmung zwar in Abhängigkeit vom Mitspracherecht eine höhere Instanz einnimmt, die sich jedoch einzig durch das System ausgleichen lässt, dem Rechtswirksamkeit zugesprochen ist.

        In unserem Fall, also geltend für die gesamte Menschheit, dürfte das in seiner Umsetzung die Demokratie sein, aus der sich immer die Gemeinschaft ergibt, die sich mit eigener Gesetzgebung in das Leben integrieren will, dessen zeitgleiche Ergebnisse dafür sorgen, dass Rechtswirksamkeit in allen Gesetzen verankert ist, deren Rechtskraft der Mensch an sich selbst umsetzen kann.

        Eine Betriebsanleitung für das Internet sollte sein, dass es in seiner Komplexität hinterfragt sein will, bevor es durch die Einfachheit seiner Bedienung falsche Ergebnisse präsentiert. Für die Ergebnisse gilt, dass in ihnen bereits all die Daten verarbeitet sind, die sich schon immer aus der Zeit ergeben, die in ihrem Rahmen rechtswirksam ist, dafür jedoch einzig das Mitspracherecht erwirkt, dem sie gewachsen ist. Das Resultat aus dieser bewussten Einordnung von Zeit aus Tod und Leben, ist der Raum dazwischen, den wir als Gegenwart wahrnehmen, sodass ihre Verarbeitung durch die Einheit der Geburt ermöglicht, die eine Gemeinschaft hervorbringen kann, die immer wieder neu um ihren Geburtstag ringen muss.

        Kinder sind keine biologische Herausforderung, sie setzen uns Erwachsene im Umgang mit ihrer Intelligenz durch deren Entwicklung unter Druck. Diesen Druck können wir nur in dem Maß abbauen, durch das er aufgebaut wurde, sodass daraus eine gemeinsame Zeit erwächst, die es gilt am Leben zu erhalten. Zeit war, ist und bleibt wovon alle Generationen profitieren können, die sie miteinander verbindet. Dabei spielt es keine Rolle, was wir verlieren, sondern vielmehr, wen wir für unsere Lebensweise bereits gewinnen konnten.

        Ich hoffe, ich habe mit diesem Kommentar nicht zu weit ausgeholt, doch ein Wort ergab das andere und jetzt wurde es doch etwas länger, als gedacht. Dennoch vielen Dank fürs hier Schreiben dürfen, was mir ein Gefühl von Zuhören gibt, das aus einem Interesse an Themen resultiert, die mich zutiefst berühren.

        1. Der Vergleich mit dem Internet und dem Eltern-Sein gefällt mir.
          Du hast Recht, in beiden Fällen bekommen wir keine Anleitung, genauso wenig wie wir eine Anleitung für das Mensch-Sein haben. Wir können uns nur innerhalb dieses Systems bewegen und hoffen, dass es als Ganzes funktioniert, was meist ja auch funktioniert.

          Ebenso ist es bei den Produkten, wie du so schön schreibst: „Anders sollte es bei Produkten sein, die von Menschen gemacht, das ohnehin schon unvorhersehbare Leben in seinen Herausforderungen unterstützen und nicht noch zusätzlich belasten sollten.“
          Wenn man diese Dinge benutzt, dann sollen sie nicht noch zusätzlich das Leben erschweren, sondern erleichtern oder wenn möglich sogar bereichern.

          Das ist ähnlich, wie wenn ich eine Website erstelle: Die Benutzerin oder der Benutzer muss nicht verstehen, wie sie funktioniert, wichtig ist das sie funktioniert und der Inhalt einfach verfügbar ist.

          Du sprichst aber auch einen wichtigen Punkt an: den des Mitspracherechts.
          An sich haben wir ja in Teilen ein gewisses Mitspracherecht. Wir können zu einem gewissen Maß das Internet selbst mit Formen, durch Foren, unsere Beiträge, Websites usw.

          Auch durch bestimmte Gesetze z.B. zur Barrierefreiheit können wir darauf einwirken.
          Aber eben nur in Teilen, eine Firma wie Meta lässt sich da eher weniger in die Karten schauen oder etwas vorschreiben. Wobei man auch hier sagen muss, dass es immer auf den Fall drauf ankommt.

          Vor ca. einer Woche hat Meta verlauten lassen, dass sie nun eigene KI-Bots auf Facebook implementieren wollen, mit eigenen Profilen usw. Sie sollen dann mit den echten Usern interagieren (und sie vermutlich länger auf der Plattform halten). Das zog einen Shitstorm nach sich, weil viele der User so etwas nicht gutheißen. Kurz darauf zog Meta (zumindest offiziell) sein Vorhaben zurück.

          Somit kann man mit einem gewissen Druck auch eine solche Firma formen, aber auch nur bis zu einem bestimmten Maß.
          Ob man das Internet in seiner Gesamtheit je so erfassen kann, dass man es wirklich versteht, wage ich zu bezweifeln. Jedoch denke ich, dass wir als Menschen an einem Punkt angekommen sind, an dem wir uns zumindest intensiver mit diesem System und auch den neuen Medien und Geräten auseinandersetzen müssen, weil es uns irgendwann sonst überrennt.

          Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir keine Angst davor haben, sondern uns positiv damit beschäftigen sollten, damit wir das Gute aus diesen Dingen ziehen können.

          Ich freue mich, dass du hier deine Gedanken verschriftlichst. Es ist überhaupt kein Problem, wenn deine Antworten länger ausfallen, dafür ist die Kommentarsektion ja auch gedacht, dass jeder der möchte, seine Gedanken zu diesen und anderen Themen äußern kann 😊

          Dirk vom Blog Philosophies und ich sind derzeit auch dabei unser Projekt weiter auszubauen, denn auch wir haben das Gefühl, dass hier einfach Diskussionsbedarf vorhanden ist und viele Menschen gerne eine gewisse „Orientierungshilfe“ hätten.

        2. Liebes Denkatorium, nach nochmaligem durchlesen meines Kommentars würde ich das Wort „zeitlich“ im 4. Absatz von unten gerne durch „zeitgleich“ ersetzen, da dies die Gegenwart zum Ausdruck bringt, in der auf natürlichem Weg nichts verloren geht, was schon einmal vorhanden, ihre Existenz nicht nur sichert, sondern um genau die Information erweitert, die für ihren Aufbau nötig ist, damit er in seiner Struktur fortsetzen kann, was durch sie erhalten bleibt.

          Damit ändert sich die Perspektive eines Menschen, der sich seiner ewigen Existenz bereits sicher ist, durch die Gegebenheiten, die sich von ihm wahrnehmen lassen. Durch seine individuelle Wahrnehmbarkeit verarbeitet der Mensch sich selbst als Informationsmaterial und schützt damit alle Informationsträger, die sich daraus ergeben. Automatisch erwachsen daraus Daten, die mehr oder weniger erst durch ihre Vernetzung in Schriftform gebracht werden können, sodass Verbindungen mit dem Leben entstehen und bestehende Verbindungen vertieft werden.

          Im Ergebnis ergibt sich daraus zwar immer wieder das gleiche Leben (Datenvolumen), doch daraus ewächst Identität, die weder gegeben noch genommen werden kann. Ihre Genesis kann jedoch schriftlich verfasst, endlich auch mündlich so überliefert werden, dass jedem Menschen offenbart wird, dass er sich selbst hinterfragen muss. Genau dieses Hinterfragen sorgt schon immer für das Informationsmaterial, das es braucht, um dem Leben zu dienen, das dem Informationsträger gerecht werden will, dessen Geburt aus dieser Offenbarung nachvollziehbar wird. Ihr oberstes Ziel war, ist und bleibt, all das 1:1 wiedergeben zu können, was unversehrt hinterlassen, seine Erstgeburt immer wieder aufs Neue feiert.

          Das Internet, insbesondere dieses Blog hier, gewährten mir, Dank Gott, einen Einblick in das Leben, das sich mir in seiner Fülle noch erschließen will, sodass ich mich heute mit dem begnügen muss, was sich bis dato für mich erschlossen hat. Damit kann ich leben, sodass sich für mich in letzter Konsequenz nichts ändert, außer der Umgang mit dem Menschen, der ich geworden bin. Ich nehme ihn durch mich anders wahr, als ich das früher konnte, was ich all der Liebe verdanke, die ich bis heute erfahren durfte.

          Noch eins zum Schluss, ich nehme immer zuerst das vom Teller, was ich nicht so gerne mag und hebe mir für das Ende auf, was ich am Liebsten esse. Damit stelle ich sicher, dass sich auf meinem Teller immer das befindet, was ich nicht unbedingt brauche, was mir aber die größte Freude bereitet. Auch das eine Erkenntnis, die ich nicht großartig hinterfragen musste, sondern mit der Zeit erhalten habe.

          1. Hallo Roswitha,
            ich habe das Wort von zeitlich auf zeitgleich, in deinem vorigen Kommentar, angepasst.

            Es freut mich, dass wir dich so sehr zum Denken anregen konnten und mit dem Thema quasi ins „Schwarze getroffen“ haben. Das zeigt uns auch, dass wir uns diesem Thema auch wirklich weiterhin annehmen sollten.

            Gerade das sich selbst bewusste Wahrnehmen und die Veränderungen, die man mit der Zeit durchmacht, sind etwas wichtiges. Und wie du schon sagst, ist dabei der bewusste Umgang mit sich selbst auch sehr elementar, weil wir uns so nur verstehen und ggf. von alten Verhaltensweisen und problemauslösenden Handlungen auflösen können.

            Die Idee mit dem Teller finde ich übrigens interessant, besonders den Aspekt, dass man an dem, woran man Freude hat, sich etwas länger erhält, es aber gleichzeitig nicht unbedingt benötigt.
            Dadurch hat man nicht nur länger Freude daran, sondern kann es bis zum Schluss noch (auf eine ganz andere Art) genießen.

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