
„Jacob träumt nicht mehr“, kam Anfang 2021 heraus und wurde von Clemens Bruno Gatzmaga geschrieben.
In diesem Roman geht es um den Protagonisten Jacob, der beruflich, wenn man es so ausdrücken möchte, zu den Machern gehört. Er ist auf dem aufsteigenden Ast seiner Karriere und hat in seinen jungen Jahren sich schon eine gute Position erarbeiten können.
Darunter leidet aber zum einen natürlich seine Beziehung (und potentiell auch seine vorherigen), aber eben auch seine Gesundheit. Die Arbeit geht eben vor, die Firma braucht einen und ohne einen selbst, geht natürlich die Firma den Bach runter – zumindest reden sich so etwas Menschen wie Jacob gerne ein.
Dennoch gibt es Prinzipien und Richtlinien in der Firma, die maßgeblich versuchen den Mitarbeiter zu unterstützen. Wie bspw. das offene und ehrliche Ansprechen von Gefühlen, in bestimmten Situationen oder auch den Achtsamkeitslehrer, der immer wieder mal in Gruppensitzungen oder Videosprechstunden auftaucht.
Doch irgendwann passiert es, dass sich Realität und Traum vermischen und Jacob in eine Krise verfrachtet. Dazu muss er aber in seine Vergangenheit eintauchen und diese verarbeiten.
Das Buch „Jacob träumt nicht mehr“ hat mir in mehrfacher Hinsicht gut gefallen.
Zum einen: Menschen reden wirklich so, wie in der dargestellten Firma, in der Jacob arbeitet. Teilweise ist es eine Englisch-Deutsch-Mischung, die teilweise gar keinen Sinn ergibt oder nur danach aussehen soll, dass man wüsste ganz genau über die Dinge der Welt bescheid.
So ein Sprachgemisch liest sich grausig und hört sich grausig an, ist jedoch Realität und dementsprechend fängt der Autor das sehr gut ein.
Zum anderen: Stellt das Buch die tiefe Sinnfrage nach der eigenen Tätigkeit, der eigenen Arbeit und somit auch nach dem Sinn des Ichs. Wenn man, wie der Protagonist, täglich mehr als zehn Stunden arbeitet, immer verfügbar und erreichbar ist, dann gibt man dabei einen Teil von sich auf, vielleicht auch ganz. Diese Zeit gibt uns niemand wieder.
Auf Grund des Stresses dem Jacob dauerhaft ausgesetzt ist, träumt er auch nicht mehr. Diesen Punkt kann man auf verschiedene Weise interpretieren; Jacob bezieht sich dabei auf seinen Schlaf, im den er keine Träume mehr hat. Jedoch ist sein einziges Ziel im Leben nur noch die Arbeit, selbst den Urlaub mit der Freundin sagt er für ein Projekt ab, was sie enttäuscht und sicherlich auch verletzt. Träume über das Leben hin zum Leben oder auch mit seiner Partnerin hat er nicht. Nur arbeiten und funktionieren.
Selbst das Anrufen seiner Oma hat er seit Wochen immer weiter nach hinten verschoben, weil er keine Zeit dafür findet, sondern immer etwas von der Arbeit dazwischenkommt.
Viel zu selten machen wir uns klar, dass unsere Zeit und unsere Zeit miteinander begrenzt ist. Ständig kommt etwas dazwischen oder wir haben anderes „wichtiges“ zu tun. Wir pflegen uns und unser Innerstes viel zu wenig, schuften uns aber mit Arbeiten ab, die wir für unabdingbar halten.
Bis wir am Ende plötzlich krank oder alleine dastehen, weil wir unseren Körper heruntergewirtschaftet haben für eine Firma, die uns dann, wenn wir nicht mehrfunktionsfähig sind, fallen lässt, weil wir wirtschaftlich gesehen keinen Mehrwert mehr haben. Unsere Liebsten haben uns dann vielleicht verlassen oder sind schon gestorben und „ach, aber nächste Woche geht doch sicherlich auch noch“ und somit hat sich unser Leben Entleert von Sinnhaftigkeiten und existiert nur noch als leere Hülle, weil wir uns einfach nie Zeit genommen haben.
Auch wenn sich das etwas düster anhört, so düster ist der Roman* jedoch nicht, dennoch verleitet er über genau diese verschiedenen Punkte des Lebens nachzudenken und hinterfragt das Funktionieren (wie Jacob es ausdrückte) im Alltag bzw. der Geschäftswelt.
Ist das was wir tun auch wirklich das was wir uns erträumt haben machen zu wollen? Erfüllt genau das unser Innerstes?
Es hat mir sehr Freude bereitet es zu lesen und kann es jedem empfehlen, der vielleicht auch verlernt hat zu träumen oder ohnehin seine Arbeit hinterfragt.
Habt ihr das Buch gelesen?
Falls ja, schreibt mir in die Kommentare und sagt, was ihr davon haltet!
Veröffentlicht März 2021, aktualisiert
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