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Mein Weg - Laotse

Mein Weg – Buchrezension

Mein Weg von Thomas Emmrich und Laotse

Das Buch „Mein Weg“* von Thomas Emmrich und Laotse ist mit seinen über 500 Seiten ein sehr mächtiges Werk.
Es beinhaltet 81 Kapitel, wie auch das Tao Te King von Laotse. Die Kapitel kann man in beiden Werken auch für sich lesen und ist nicht gezwungen sie nacheinander zu lesen (was jedoch meist sinnig ist).

Laotse wird meist wörtlich übersetzt mit „Greiser Meister“ oder „Alter Meister“, was auch den Mythos bestärkt, dass er schon alt geboren wurde. Über Laotse weiß man gar nicht so viel, nicht einmal seinen wirklichen Namen, sondern nur das eben genannte Synonym. Dennoch wird er mehrfach in Schriften anderer Gelehrter Chinas in der gleichen Zeit genannt, gerne auch als Dialogpartner.

Laotse steht insbesondere für die Lehren des Taoismus, also der Lehre des Weges und auch deren spätere Mystik. Jedoch ist Laotse recht klar und ziemlich schnörkelfrei in seinen Worten und benutzt weniger Allegorien, als es z.B. Dschuang Dsi macht.

Dieses Buch ergänzt gedanklich, wie Laotse gewesen sein könnte und verbindet dieses Gedankenspiel mit den Inhalten des Tao Te King. Das wurde sogar recht elegant gelöst, denn zum einen beginnen die Kapitel oftmals (aber nicht immer) mit den Regeln, der dafür bestimmten Jahreszeiten und Naturbeobachtungen. Das bedeutet, dass man sich zu dem und dem Monat so und so zu verhalten hatte, damit sich die Welt im Einklang bewegt. So wurde vorgegeben welche Gefäße man zu benutzen hatte, wie die Lager überprüft werden sollten, die der Acker zu bestellen ist usw.

Verhielt man sich entgegen der Regeln oder musste Regeln umsetzen, die eigentlich in andere Jahreszeiten gehörten, dann erwartete man zumeist Unglücke wie Missernten, Dürre, Flut usw.

Was sich für unsere Augen merkwürdig liest, beruhte damals auf langen Traditionen diverser philosophischer und teils religiöser Ausrichtungen, wie z.B. die Idee des Schamanismus‘. Auch heute sind viele dieser Gedanken und Traditionen in der chinesischen Philosophie zu finden, wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die fünf Elemente Lehre, konfuzianistische Einflüsse usw.

Mein Weg


Die oben erwähnten Naturbeobachtungen können dabei einen Bezug herstellen zur Traditionellen Chinesischen Medizin, aber sie wirken auch als Verstärker des natürlichen Flusses den die Philosophie Laotses verfolgt.
Diese Beobachtungen werden meist von Gelehrten, Akademikern oder Adeligen gestört. Man merkt richtig, wie die Natürlichkeit und der Fluss gestört werden von einengenden Gedanken und Ideen der Gelehrten.
Ob Laotse wirklich so ein grummeliger Typ war ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, aber möglich wäre es und selbst wenn nicht, dann lässt es die künstlerische Freiheit, aufgrund des Mangels an Überlieferungen, zu.

Gleichzeitig ist eine Übersetzung der Texte aus dem (alt-)Chinesischen ein ziemlich schwieriges Unterfangen, wie mir meine Ausgabe des Tao Te King mit einem Vorwort von Günther Debon zu verstehen gab.

Das hat verschiedene Gründe: Zum einen hat sich die Sprache seit Laotse und Konfuzius weiterentwickelt. Viele Symbole oder gesprochene Wörter haben heute eine ganz andere Bedeutung und somit ist es ein Mammutwerk dieses überhaupt zu übersetzen.
Zum anderen wurden die Zeilen damals mitunter auf Bambusstäbe eingeritzt, die miteinander durch kleine Seile oder Fäden verbunden waren. Der Zahn der Zeit nagt auch an diesen und so kann es sein, dass diese nicht unbedingt ganz sauber wieder zusammengesetzt wurden. Doch die Fachbereiche der Sinologie und der Archäologie haben sehr gute Arbeit geleistet, um diese Texte so gut wie nur möglich zu rekonstruieren und auch in dem einen oder anderen Reim beizubehalten.

Dieses Hintergrundwissen, bezogen auf Laotse, ist nicht unbedingt notwendig, wenn man das Buch liest, jedoch schaden kann es auch nicht. Vor allem kann man sich Laotse dabei so gut vorstellen, wie er an einem Fluss sitzt oder durch einen ruhigen Wald läuft und eigentlich nichts ahnend ihm ein Gelehrter auf die Füße tritt, um ihm dann von seinen tollen Ideen und Konzepten zu berichten.

Laotse wurde, wie schon erwähnt gerne auch als Dialogpartner in anderen Schriften mit eingefügt; so z.B. bei Konfuzius. Immer wieder tauchen dementsprechend Schüler des „Meister Kong“ auf oder gerne auch mal Schüler des „Meisters Sun“ (hier wird sich bezogen auf Sun Tsu) und viele andere Philosophen und Gelehrte – viele davon werde selbst ich nicht kennen.

Das Buch regt gerade dazu an sich mehr mit chinesischer Philosophie zu beschäftigen, die in unserer westlichen Welt kaum Beachtung findet und eine ganz andere Weltsicht aufweist, als die Philosophie des Abendlandes.

Wie sehr kennen wir Namen wie Sokrates, Nietzsche, Kant, Platon oder Voltaire?

Unser philosophischer Kosmos ist viel kleiner, als wir denken, weil wir uns eben oftmals mit nur einigen Philosophen beschäftigen, meist jene, mit deren Philosophie wir im Einklang sind und die westliche Philosophie größtenteils die asiatische, afrikanische und südamerikanische Philosophie gänzlich außen vorlässt.

Umso mehr kann ich dieses Buch empfehlen, weil es einen Einblick verschafft, wie sich die Gesellschaft im vergangenen China bzw. deren damaligen Reichen, Kriegen und Gelehrten, die bei den Fürsten und Königen helfen sollten ihre Staaten zu etablieren und mit dem Volk zu verfestigen.

Mir macht das Buch Lust auf mehr Philosophie, auf andere Philosophie, auf andere Ansätze und Ideen in der Philosophie und vor allem: auf praktische Philosophie, wie man sie im Tao Te King erfahren kann.

Habt ihr das Buch vielleicht auch schon gelesen?

Oder habt ihr allgemein schon einmal etwas vom Taoismus gelesen?

Schreibt mir in die Kommentare!

*Afilliate Link

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Mit seinen 10 Jahren ist das Denkatorium einer der Philosophie Blogs im deutschsprachigen Raum, die am längsten dauerhaft aktiv sind und auch immer wieder aktuelle Themen aufgreifen.

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Eine Antwort

  1. Pingback: Chinesische Philosophie - Grundlagen und Ursprünge - Denkatorium

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