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Zwischen den Welten – Rezension

Vor einiger Zeit erhielt ich das Buch „Zwischen den Welten“ geschrieben von Hadley Vlahos.

Gerade zur dunklen Jahreszeit und dem so genannten „Totenmonat“ November, wo an verschiedenen Gedenktagen den Verstorbenen gedacht wird, ist dieses Buch vielleicht für den einen oder anderen besonders interessant.

Bei „Zwischen den Welten“ handelt es sich nicht explizit um ein philosophisches Buch, jedoch hat es philosophische Tendenzen und behandelt ein ziemliches Tabu-Thema: den Tod.

In unserem Alltag beschäftigen sich die meisten von uns nicht mit dieser Thematik. Dabei handelt es sich um etwas, das für uns meist weit weg ist oder weggeschoben wird.

Manch ein Philosoph schreibt Bücher darüber, damit so etwas wie „Trost in der Philosophie“ gefunden werden kann, aber am Ende hilft es oft nur bedingt, denn nichts ist so hart wie die Realität.

Der Tod kommt plötzlich, selbst nach langer Krankheit und die Angehörigen und Liebenden sind nie darauf vorbereitet, wie soll man auch, wenn man jemanden physisch verliert, den man liebt und mit dem man eine lange Zeit verbracht hat.

Alle Sorgen und Probleme, alle Streitereien wirken dann wie völlig nebensächlich und nutzlos, wenn es dann soweit ist.

Hadley Vlahos ist Hospizschwester für ein Unternehmen, das einen Pflegedienst anbietet. In ihrem Buch verarbeitet und beschreibt sie verschiedene Situationen, in denen sie Menschen in den letzten Stunden beistand oder auch nicht, da sie nicht vor Ort sein konnte.

Das Buch gibt einen schönen, wenn auch melancholischen, Einblick in den Beruf und das Leben einer Hospizschwester. Dabei erzählt sie nicht nur von ihren Patienten, sondern auch von deren Angehörigen.

Was die Patienten erleben, besonders in ihren letzten Stunden und welchen Prozess sie potenziell durchleben, bis zu dieser Zeit, ist etwas besonderes und meiner Meinung nach auch in „Zwischen den Welten“ gut beschrieben.

Auch die unterschiedlichen Reaktionen der Angehörigen, von Trauer, Gleichgültigkeit bis hin zum Selbstmord werden dabei in den Fokus gerückt.

Doch nicht nur das: Auch, dass bei dieser Arbeit eine sehr starke psychische Belastung zum Tragen kommt, wird thematisiert. Denn genau dieser Punkt wird dabei gerne vergessen.

Nicht nur, dass man in so einem Beruf, den Patienten in ihren letzten Monaten, Wochen und Stunden sehr nahekommt, sondern es entstehen sogar kurze Freundschaften. Umso härter ist es dann, wenn diese Patientin oder Patient dann gehen muss.

Aber auch die Bekannten, Verwandten oder sogar Fremde können mitunter seltsam auf diesen Beruf reagieren, was ebenso an der Psyche nagt.

Nebenbei muss dann der eigene Alltag noch bewältigt und wenn es Ausfälle von Kolleginnen und Kollegen in der Firma gibt, müssen diese zeitweise auch ersetzt werden.

Der Stresspegel kann dementsprechend hoch sein, ohne, dass man sich länger regenerieren kann. Ein Burn-out also auch nicht so weit in der Ferne, wenn man nicht das richtige Werkzeug in die Hand nimmt.

In diesem Fall ist der Pfad zur Philosophie in „Zwischen den Welten“ ein anderer als bei den üblichen Philosophiebüchern. Hier geht es nicht um theoretische Gebilde, sondern hier ist der Alltag der Punkt, an dem sich die Philosophie äußert.

Zwischen den Welten Autorin (c)Zack Smith Photography
©Zack Smith Photography

Die Erfahrungen des Todes, die Hadley Vlahos ständig begleiten, die Selbstzweifel, die Trauer oder auch Ablehnung von Menschen, weil sie diesen Beruf hat, ebenso der ständige oder steigende Stress.

In einer stillen Minute hinterfragt man nicht nur sich selbst, sondern auch das, was man tut. Selbst wenn es eine Berufung ist, kann hier die Frage aufkommen, ob man sich überhaupt auf dem richtigen Weg befindet.

Gleichzeitig macht Hadley ebenso unterschiedliche Erfahrungen was in der unmittelbaren Zeit vor dem Tod einer Patientin oder eines Patienten passiert. Diese Erfahrungen werfen religiöse oder spirituelle Fragen auf, mit denen sie sich beschäftigen muss, weil sie eben nicht wirklich oder nur schwer erklärbar sind.

Zwischen den Welten – unsere Endlichkeit

Es zeigt uns unsere physische (und möglicherweise psychische) Endlichkeit auf, mit der wir uns so kaum befassen.

Wir können (oder vielleicht sollten) uns Gedanken machen, über unser Leben, denn im Hier und Jetzt haben wir die Möglichkeit es zu gestalten.

Unser tägliches Handeln, unsere täglichen Aufgaben, das was uns ausmacht und wie wir uns anderen gegenüber verhalten oder ob bestimmte Berufe und negative Aspekte, die unser Leben umgeben, es überhaupt wert sind, dass wir uns so sehr von ihnen vereinnahmen lassen.

Manchmal hilft es dabei, den Fokus auf sich selbst zu lenken und zu überdenken, ob an einer bestimmten Stelle nicht doch anders gehandelt werden sollte.

Natürlich haben alle Religionen und „Spiritualitäten“ unterschiedliche Ansichten was nach dem Tode kommen könnte; darüber lässt sich nur spekulieren und man kann keine wirklich feste Aussage diesbezüglich treffen.

Dennoch kann man sich Gedanken darüber machen, wie man sein Leben gestalten möchte und was am Ende von einem bleibt.

Also obwohl man sich mit dem Tod beschäftigt, während man dieses Buch liest, beschäftigt man sich gleichzeitig auch mit dem Leben.

Was mich ein wenig an die Art wie z.B. in Vietnam oder auch in Mexiko mit dem Tod umgegangen wird – er ist Teil des Lebens.

Im Taoismus wird bspw. von einer Transformation von einem Zustand, in einen anderen gesprochen.

Man kann sich also viele Gedanken darüber machen und sollte nicht, obgleich dieses Thema für viele Menschen unangenehm ist, es völlig ausblenden, denn sterben müssen wir alle.

Es wird wahrscheinlich auch alle von uns unvorbereitet treffen und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen.

Dennoch denke ich, dass „Zwischen den Welten“ eine Basis bietet darüber nachzudenken und uns ggf. neu auszurichten, damit wir gelassener auf das Ende unseres Lebens zugehen können.

Ich kann das Buch sehr empfehlen, auch wenn es nicht direkt philosophisch ist, aber wie man sieht, schneidet es viele Punkte der alltäglichen Philosophie und das, was unser Leben ausmacht, an.

Wer sich vielleicht weniger mit der Thematik um den Tod beschäftigt oder noch nicht den richtigen Zugang gefunden hat, könnte dieses Buch einen Zugang bieten.

Habt ihr das Buch „Zwischen den Welten“ schon lesen können?

Falls ja: Was haltet ihr davon?

Schreibt mir in die Kommentare und teilt eure Erfahrungen!

Hier findest du das Buch auf Yourbook.shop*

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