Einige werden das kennen „Ich habe einfach zu wenig Zeit“. Entweder man sagt es zu sich oder zu anderen. Aber liegt es manchmal nicht auch daran, wie wir unsere Prioritäten setzen, also unseren alltäglichen Fokus auf die Dinge, die wir verfolgen wollen?
Vor einigen Tagen habe ich ein wenig in einer Kommentarsektion eines Beitrags über X (ehemals Twitter) gelesen, da ich mir zu bestimmten Themen gerne unterschiedliche Stimmen anhöre.
Gerade X wird ja immer wieder kontrovers diskutiert und ich selbst bin auf dieser Plattform so gut wie gar nicht mehr zugegen, da sie nicht nur ihren Reiz verloren hat, sondern auf Grund ihrer sehr „lockeren Art“, was Falschnachrichten und extreme Ideologien angeht auch immer mehr zu einem Bereich verkommt, in dem man sich ungerne täglich bewegen möchte.
Das Stichwort hier ist „psychische Hygiene“ (die Pädagogen unter uns werden es noch aus ihrem Studium kennen 😉).
Beim Lesen der Kommentarsektion des Beitrags, hat jemand etwas zu TikTok geschrieben, obgleich das nicht das Thema war.
Den Beitrag und den Kommentar habe ich leider im Nachgang nicht mehr finden können, dementsprechend kann ich den Inhalt nur sinngemäß wiedergeben.
„Wenn andere 30 Sekunden auf das Display schauen, bedeutet das für uns 30 Sekunden mehr Fortschritt.“
Sinngemäß
So ähnlich soll jemand es, der für diese Plattform arbeitet, gesagt haben. Auch nach einiger Recherche habe ich es nicht finden können, von daher will ich auch niemandem unterstellen, dass es so gesagt wurde.
Mir geht es hierbei aber um die Idee, den Gedankengang dahinter.
Hindert Medienkonsum unsere Prioritäten?
Egal um welche Plattform es sich dabei handelt, sie haben immer eine Absicht. Entweder sie wollen Geld, Daten, Zeit oder eine Kombination aus alldem. Dementsprechend soll hier auch nichts politisch angeprangert werden, sondern dieser obige Gedanke hat so viel mehr in sich.
Dass man sich über solche Plattformen großartig mit anderen vernetzen kann, so wie früher in Chats oder Foren, steht ganz außer Frage und ich selbst nutze es immer wieder zum „Netzwerken“ und habe weltweit interessante Kontakte knüpfen können.
Doch viele von uns vergessen, dass es sich bei den sozialen Medien lediglich um ein Werkzeug handelt. Wenn wir das vergessen, werden wir selbst zum Werkzeug, da wir nur noch konsumieren und auch noch das konsumieren, was uns vorgegeben wird (derzeit wurde Klage gegen Meta eingereicht, weil der Newsfeed bei Facebook vorgegeben wird und man diesen nicht selbst bestimmen kann).
Wir verlieren uns in den Wirren der Unterhaltung und vergessen darüber, wo unsere Prioritäten liegen (sollten).
Nehmen wir als Beispiel, jemand möchte Gitarre lernen. Doch anstatt täglich zu üben, verbringt die Person abends zwei bis drei Stunden vor dem Handy oder Fernseher. Irgendwann gibt die Person mit dem Gitarre spielen auf, weil sie nicht die Fortschritte sieht, die sie erwartet.
Die Prioritäten sind also nicht dort, wo sie sein sollten, wenn man eigentlich ein Ziel vor Augen hat, sondern verstreuen sich überall hin.
Jetzt warten natürlich nicht TikTok, Meta und Co hinter dem Bildschirm, dass Tanja oder Erik das Gitarre lernen aufgeben, sondern ihr Ziel ist ja ein ganz anderes.
Nur haben wir oftmals eine Erwartungshaltung gegenüber der Welt, die vorgibt, dass uns alles geschenkt wird. Die jahrelange Praxis, die hinter einer Fähigkeit steckt, sehen wir nicht, sondern immer nur das Ergebnis.
Illusionen und Erziehung
Die sozialen Medien oder das Internet im Allgemeinen, haben uns dazu erzogen, dass wir ständig und immer alles verfügbar haben können und sollen. Doch hier liegt ein Trugschluss verborgen.
Hier handelt sich um eine Illusion, die vorgibt, die Realität zu sein. Als Kung Fu und Qi Gong Praktizierender weiß ich, wie lange es dauert eine Fähigkeit immer weiter auszubauen.
Es ist ja nicht so, dass man den Samen einer Teepflanze einbuddelt und nach 2 Stunden steht da ein riesiger Teebaum in voller Pracht.
Man muss sich bewusstwerden, was man im Leben will, was man erreichen und kultivieren will. Hier ist die Praxis entscheidend. Der Verzicht dabei auf das Smartphone oder den abendlichen Fernseher ist hierbei elementar.
Das soll nicht bedeuten, dass man auf diese Dinge völlig verzichten soll (außer man möchte), jedoch ist das richtige Maß und das Verfolgen der eigenen Prioritäten hier ausschlaggebend.
Bei dem oben genannten Zitat geht es nur um 30 Sekunden, aber was, wenn es sich um wöchentlich 7-14 Stunden handelt?
Wer diese Zeit in den Konsum von Medien investiert, kann sich schlecht herausreden, dass man keine Zeit hätte.
Man hat Zeit, nur sind die Prioritäten nicht so gesetzt, dass man die Zeit sinnvoll investiert.
Es geht also gar nicht unbedingt um einen politisch-ökonomischen Aspekt und dass ein anderes Land dadurch fortschrittlicher werden könnte, aber trotzdem spielt diese Idee eine Rolle; wie so viele andere Möglichkeiten auch.
Ab und an sollten wir innehalten und uns überlegen, was wir wollen, was unsere Ziele sind und was uns möglicherweise davon abhält diese intensiver zu verfolgen. Alltagsstrukturen können genauso hinderlich sein, wie ein zu hoher Medienkonsum.
Vor allem können wir diesen medialen Strom kaum mehr filtern. Wir lassen uns hierbei emotional immer wieder mitreißen, ohne zu überlegen, ob das, was wir sehen, überhaupt richtig ist.
Zu uns selbst finden und uns selbst kultivieren, in uns selbst investieren, anstatt ein Werkzeug für andere zu sein.
Wieder das eigene Leben in die Hand nehmen und gestalten, anstatt es an sich vorüberziehen zu sehen.
Hierbei kann es auch helfen die eigene Filterblase neu auszurichten und sich selbst neu zu definieren.
Wie ist das bei euch?
Habt ihr eure Prioritäten aktiv im Griff?
Oder wie nehmt ihr den Medienstrom wahr, dem ihr täglich ausgesetzt seid?
Schreibt mir gerne in die Kommentare.