Schon länger dachte ich daran diese kurze Einführung in den Transhumanismus zu veröffentlichen – zumal ich vorher dachte, ihn schon längst gebloggt zu haben, was aber nicht der Fall zu sein scheint.
Dies ist nur eine kleine Einführung in die Thematik des Transhumanismus, dahingehend soll jedoch, wie unten auch geschrieben, mehr folgen.
Dieses Mal möchte ich eine philosophische Strömung etwas genauer unter die Lupe nehmen, da ich vor einigen Tagen einen Artikel gelesen habe, der sich mit der Thematik, des Alterns und der Schönheitsindustrie auseinandersetzte.
Der Artikel wird dieses Mal in mehrere Teile, die ich zu verschiedenen Zeiten veröffentlichen werde, geteilt werden, da es sich dabei einfach um ein weitaus größeres Feld handelt und nicht kurz, sondern ausführlich behandelt werden soll.
Inhalt
- Transhumanismus und Posthumanismus
- Nietzsche als Transhumanist?
- Ein weiterer Typ – der Extropianismus
Transhumanismus und Posthumanismus
Der geneigte Leser wird sich noch an den einen oder anderen Artikel über Bodyhacking o.ä. Erinnern.
Der Transhumanismus oder auch Posthumanismus spielt dahingehend eine wichtige Rolle.
Beide Begriffe unterscheiden sich nur gering, doch zum besseren Verständnis möchte ich sie kurz anreißen.
Beide Strömungen haben gemeinsam, dass sie aus dem Humanismus entspringen und sich mit dem menschlichen Leben und der menschlichen Entwicklung befassen. Also auch der Ethik und Moral des Menschen.
Der Transhumanismus (zusammengesetzt aus lat. „trans“: jenseits, über, hinaus – und „humanus“: menschlich) möchte die Grenzen menschlicher Möglichkeiten erweitern, was unter anderem durch technische Hilfsmittel geschehen soll. Dabei werden die Interessen und Werte der Menschheit als Verpflichtung zum Fortschritt angesehen.
Die Vertreter dieser philosophischen Richtung bestehen eher aus einer losen Gruppe, die dazu auch noch uneinheitlich ist, also untereinander verschiedene Ansichten haben können, obgleich sie ein ähnliches Ziel haben.
Beim Posthumanismus sieht das etwas anders aus, dort geht es mehr um die Frage, ob das konventionelle Menschsein nicht überdacht werden sollte. Diese Strömung ist recht eng mit dem Transhumanismus verknüpft. Die Idee des Nach- oder Übermenschlichen ist prägend für den Posthumanismus, ebenso die Frage des Überwindens des gegenwärtigen menschlichen Stadiums.
Trotz diesen kleinen Unterschieden, beschäftigen sich beide Strömungen mit Fragen nach zukünftigen Möglichkeiten und Verhaltensweisen des Menschen.
Natürlich könnte man einwerfen, dass es sich dabei nur um reine Theorie handelt. Das ist aber nur bedingt richtig, denn, wenn man sich die heutige Entwicklung des Bio- oder Body-Hackings anschaut, wird man schnell feststellen, dass wir uns schon inmitten dieser Entwicklung befinden. Dementsprechend müssen wir uns auch in der jetzigen Zeit, diese Fragen stellen.
Nietzsche als Transhumanist?
Als eine der bedeutendsten Personen bezüglich der Idee der Weiterentwicklung des Menschen ist der Philosoph Friedrich Nietzsche.
Sicher gab es auch noch andere Personen, die sich mit dieser Idee befassten, wie Dostojewski, Fontane, Dante, Goethe und Herder, doch Nietzsche betrachtete diesen Gedanken sehr intensiv.
Nietzsche fixierte sich dabei auf die Idee des „Übermenschen“, welche u.a. vom Nationalsozialismus missbraucht wurde, jedoch nur, weil sie den Gedanken des Übermenschen nicht verstanden hatten.
Der Übermensch als solcher ist die nicht nur die Weiterentwicklung des Menschen, sondern auch eine Höherentwicklung. Für Nietzsche reichte eine einfache Weiterentwicklung nicht, denn das war nichts Besonderes, weil eine Weiterentwicklung auf der gleichen Stufe verblieben wäre. Die Höherentwicklung hingegen wäre weitaus bedeutender, denn diese trennt den Übermenschen vom einfachen Menschen, doch ohne dessen Feind zu werden.
Nietzsche bezieht sich dabei hauptsächlich auf die geistigen Komponenten, weniger auf das Körperliche, obwohl er in seinen Texten auch auf die Eugenik hinweist und obgleich er darwinistische Hintergründe zurückweist, er diese gleichzeitig bestätigt.
Auf die Eugenik werde ich in einem anderen Artikel genauer eingehen, damit diese, im Zusammenhang mit dem Transhumanismus nicht missverstanden wird.
Ein weiterer Typ – der Extropianismus
Eine weitere Unterordnung des Transhumanismus, stellt der Extropianismus dar. Dabei sei jedoch gesagt, dass zwar alle Extropianisten dem Transhumanismus angehören, aber nicht alle Transhumanisten dem Extropianismus.
Das Wort Extropianismus bezieht sich auf „Extropie“; den Begriff prägten 1988 Max More und Tom Morrow und waren gleichzeitig Namensgeber der entstandenen Gruppe der Extropianer.
Die Gruppe setzt sich fast ausschließlich aus Naturwissenschaftlern und Computerexperten zusammen. Es wurden ein Institut und eine Zeitschrift gegründet. Jährlich fanden Konferenzen statt, die sich „Extro“ nannte. Diese wurde u. a. vom Extropy Institute ausgerichtet, jedoch 2006 schloss diese Organisation und erklärte ihre Mission für wesentlich abgeschlossen.
Daran kann man erkennen, dass diese Gruppierung (auch immer noch) nicht so klein zu sein scheint, wie man zuerst denken mag.
Die Extropie stellt den Gegenbegriff zur Entropie, also dem Ungeordneten, der Verlust von Energie und der Möglichkeiten, dar.
Dabei wird, im Bezug auf die Menschheit, der Gedanke verfolgt, dass die Zeit, die der Mensch hat, fast abgelaufen sei. Nicht weil wir uns gänzlich selbst zerstören, sondern vielmehr, weil wir unsere Menschlichkeit überschreiten werden. Nach Max More werden wir zu transhumanen Personen, die in das posthumane Zeitalter eintreten. Unsere derzeitigen, menschlichen Grenzen werden wir überwunden haben.
Man kann also sehen, dass die Extropianisten schon eine ganz genaue Vorstellung von unserem Zeitalter und unserer Zukunft haben.
Um kurz noch die wichtigsten Werte dieser Philosophie aufzuführen: grenzenlose Expansion, Selbstveränderung, dynamischer Optimismus und intelligente Technik.
Es sollte dabei jedoch nicht das Bild entstehen, dass die Extropianisten einfach nur eine Gruppe von Leuten sind, die sich wünschen übermenschlich zu werden, was durch Technik geschaffen werden sollte. Man könnte sagen vom Menschen hin zur Technik. Aber das stimmt so nicht mit den Gedanken des Extropianismus überein. Der Extropianismus sieht sich selbst als Philosophie der Intelligenz, der Weiterentwicklung, Vitalität, Jugend, Wachstum uvm.
Sie ist eine Leben und Menschen bejahende Philosophie, die in eine Zukunft strebt, die frei von Religionen und Dogmen ist. Dabei ist sie immer noch so bodenständig, wie der Humanismus als solcher. Beide Richtungen glauben nicht an übernatürliche Kräfte, die unser Schicksal kontrollieren, dazu gibt es für sie keinen Grund.
Daher sind Ziele wie Lebensverlängerung, Steigerung der Intelligenz und Verbesserung des menschlichen Körpers ein Zeichen dafür, dass das eigene Dasein in die Hand genommen und nicht einer anderen Entität überlassen wird.
Das gilt aber für die meisten transhumanistischen Gruppen und bezieht sich nicht unbedingt nur auf die Extropianisten.
Angemerkt sei hier, dass es auch eine überarbeitete Form des Extropianismus gibt, den Extropismus. Dieser ist eine moderne Ableitung dieser transhumanistischen Philosophie, folgt jedoch der gleichen Tradition. Auch hier ist eine optimistisch-futuristische Philosophie zu finden, die folgende Grundgedanken enthält:
- Endlose Erweiterung
- Überwinden der Beschränkung
- Eigentum überwinden
- Intelligenz
- Intelligente Maschinen
Auch hier soll die Lebensspanne auf einen Zustand der Unsterblichkeit gehoben werden. Hinzu kommt eine veränderte Gesellschaftsform durch die künstliche Intelligenz und Robotik, welche das Arbeiten für den Menschen unnötig macht.
In weiteren Artikeln werde ich dann auf einige Punkte noch genauer eingehen, denn das Thema ist so reichhaltig und es stellen sich so viele Fragen, dass es nicht mit einem Beitrag getan ist.
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