In letzter Zeit beschäftige ich mich wieder vermehrt mit dem Thema das Transhumanismus. Dahingehend hatte jemand in einer Diskussion gefordert, dass die Transhumanisten u.a. dafür einstehen sollten, dass Erfindungen gefördert werden, die z.B. die Ernährungsweise des Menschen so beeinflussen, dass dieser nicht mehr darauf schauen muss was er isst, in dem Fall sehr kalorienreich. Oder auch bezogen auf den Zuckergehalt, welcher mitunter auf Dauer Diabetes hervorrufen kann. Es sollen also Transhumanismus und Komfort einander bedingen.
Ebenso wurde eingeworfen, dass dahingehend auch seine Verhaltensweise geändert hat, nun also mehr sitzt, als dass er steht oder sich insgesamt bewegt. Zudem wäre es doch schon fast asketisch, sich mit seiner Ernährung oder der Bewegung zu beschäftigen.
Ich hingegen sehe das eher kritisch und von einer anderen Seite aus, denn mein Standpunkt ist, (wer diesen Blog regelmäßig liest wird die Antwort kennen) die artgerechte Haltung des Menschen. Natürlich kann man endlos debattieren was denn nun wirklich artgerecht ist und was nicht, dennoch würde man zumindest bis zu einem gewissen Grad zu einem Ergebnis kommen oder sich eben jenem stark annähern.
Für mich hat das nichts mit Askese zu tun oder Verzicht, sondern mit Vernunft.
Warum mit Vernunft? Geht man davon aus, dass der Körper einen Ist- und einen Soll-Zustand hat, dann ist der Soll-Zustand so zu sehen, dass dieser der Natur des jeweiligen Menschen entspricht bzw. wie er theoretisch zu sein hat.
Der Ist-Zustand zeigt uns auf, wo der Körper gegenüber dem Soll-Zustand steht. Das bedeutet, habe ich Übergewicht, waren meine Mahlzeiten entweder zu hoch was die Energie anbelangt oder ich habe Probleme mit dem Stoffwechsel. Habe ich plötzlich gelbliche Augen, liegt wahrscheinlich ein Problem mit der Leber vor und ich sollte umgehend zum Arzt, usw.
Der Körper sagt uns mal schnell, mal weniger schnell, was wir richtig oder eben falsch machen.
Natürlich bin ich auch ein Fan von Organen aus dem 3D Drucker oder der Möglichkeit gegen genetische Krankheiten vorzugehen. Jemand der angeborenes Diabetes hat, wird mir da sicherlich zustimmen. Ich bin auch dafür, dass bestimmte Krankheiten besser und effizienter, mit weniger Nebenwirkungen, behandelt werden können – das steht für mich außer Frage.
Doch bezogen auf die Ernährung und Bewegung, bin ich da etwas kritischer; auch wenn ich ein Fan von Selbstoptimierung bin.
Transhumanismus und Komfort eine logische Konsequenz?
Aber gehen wir mal davon aus, man könnte essen was man wollte und müsste sich keine Gedanken mehr über sein Gewicht machen. Hört sich doch mal nicht schlecht an. Jeden Tag das fettigste, saftigste und süßeste Essen und der Körper bleibt so wie er ist.
Ich habe an einigen Tagen in der Woche ein Fastentag, mache also Intervallfasten. Nach einem harten Training gibt es dann etwas zu essen. Wer es ähnlich macht weiß was für ein Genuss die noch so einfachste Speise sein kann.
Esse ich aber jeden Tag üppig und mache mir gar keine Gedanken mehr was ich da esse, dann kann man mir auch das qualitativ schlechteste Essen vorsetzen, da nur noch die Quantität zählt.
Dazu ist mir spontan der philosophische Film „Interstate 60“ eingefallen, wo es einen Mann gibt, der sich wünschte, weil er Essen so geliebt hat, dass er so viel essen könnte wie er wollte. Das hat er auch bekommen. Sein Magen war wie ein schwarzes Loch und er hatte immer Hunger. Das Essen liebte er dann nicht mehr so sonderlich.
Es wurde ein weiteres Beispiel eingeworfen, dass die Umgehung der menschlichen Natur verdeutlichen sollte: Sex bzw. die Verhütung.
Dort wurde die Verbindung hergestellt zwischen der Lust und dem Ergebnis, was ähnlich zu sehen wäre, wie beim Essen auch.
Dann könnten wir, wenn wir nach dem Prinzip vorgehen, auch Mittel zu erfinden, die die Nebenwirkungen der härtesten Drogen eliminieren, um nur noch den Rausch genießen zu können. Schließlich kann der Mensch den Rausch erfahren und somit ist es nichts falsches, genauso wenig wie bei der Verhütung oder dem Essen bzw. der Verhinderung der Aufnahme von Kalorien.
Ich halte diese Art des Denkens gewagt. Gar keine Frage Bewegung und Sport sind anstrengend, genauso die Beschäftigung mit der eigenen Ernährung.
Für mich macht es eher den Anschein, als würde man eher Ausreden und Schlupflöcher suchen, um sich mit diesen Themen nicht beschäftigen zu müssen; oder deutlicher gesagt: Faulheit.
Faulheit ist nichts schlechtes, das vorab. Ich bin auch gerne faul, auch wenn mir immer anderes unterstellt wird. Zumindest bin ich zu einem gewissen Grad faul, das darf man im Übrigen auch gerne sein, denn zum einen kann man diese Zeit gut für den Müßiggang nutzen und zum anderen ist es so, dass faule Menschen sich gerne die Arbeit erleichtern. Was bedeutet, dass bestimmte Erfindungen nur auf Grund von Faulheit entstanden sind und uns somit das Leben erleichtert haben.
Doch finde ich es viel vernünftiger zu versuchen herauszufinden was artgerecht für den Menschen ist und wie man diesen für die Zukunft optimieren kann. Optimieren bedeutet dahingehend auch wirklich verbessern. Sei es durch die Genetik, durch Prothesen usw. Aber bei der Optimierung sehe ich nicht wirklich die Notwendigkeit einer dauerhaft hochkalorischen Aufnahme, sondern eher im Gegenteil, dass wir den Stoffwechsel z.B. für den Raumflug anpassen können, damit wir mit weniger auskommen, da diese Flüge ja länger dauern werden.
Ein anderes Beispiel ist die Lebensmittelknappheit. Auch wenn Forscher davon ausgehen, dass sich die absolute Zahl der Menschen bei einer gewissen Zahl einpendeln und ab diesem Zeitpunkt nicht weiter wachsen wird, gehen wir hier dennoch erst einmal davon aus, dass wir immer mehr werden. Bei immer mehr Menschen, müssen wir die Menge der Lebensmittel produzieren, damit alle etwas davon haben.
Anstatt nun zu sagen, ich will so viel essen bis ich kotzen muss und danach esse ich weiter, weil ich eben nicht zunehme und ich so Bock auf Essen habe, wäre es sinniger zu sagen, wir haben nur eine begrenzte Möglichkeit der Nahrung, also müssen wir uns anpassen, so dass wir mit weniger auskommen könnten.
Man kann sehen, dass das Thema des Transhumanismus viele Seiten hat, die es zu überdenken gilt und es weniger einfach ist, als man sich vorstellt.
In nächster Zeit werde ich auch vermehrt wieder Artikel über diese Thematik und Neuerungen, inklusive philosophischer Gedanken dazu veröffentlichen, denn ich denke dass der Transhumanismus bisher zu wenig besprochen wird in der Öffentlichkeit, obgleich es uns alle betrifft.
Mich würde interessieren, wie ihr dazu steht: Ist der Komfort etwas das im Transhumanismus im Mittelpunkt stehen sollte oder doch eher die Vernunft?
Ist der Komfort vielleicht Natur des Menschen und sollte somit weiter herausgearbeitet werden (es sei an den Film „Wall-E“ erinnert)?
3 Antworten
Das Menschenbild der Transhumanisten scheint mir doch sehr primitiv; nämlich das einer fehlerhaften Maschine, die es zu optimieren gilt. Nur sind diese Optimierer ja wohl auch derart zu sehende Menschen und damit fehlerhaft. Wie verbessern fehlerhafte Maschinen fehlerhaft Maschinen?
Ich bin mir nicht sicher, ob Transhumanisten den Menschen wirklich als eine Art Maschine sehen, die man optimieren muss.
Vielmehr habe ich eher das Gefühl, dass es hierbei um eine Idee der natürlichen Weiterentwicklung und Selbstoptimierung geht und dass für die Transhumanisten das der nächste, logische Schritt ist.
Nehmen wir mal als Beispiel eine Augenprothese, wenn diese einfacher herzustellen ist und bessere Funktionen mit sich bringt, dann ist das schon eine gute Alternative zu der herkömmlichen Vorgehensweise.
Für einen gesunden Menschen kann sicher so etwas auch in Frage kommen, nur dass die Optionen dann andere sind, wie bspw. das Einsetzen einer verbesserten Linse mit diversen Funktionen.
Etwas bekannter dahingehend ist auch der eingesetzte RFID Chip in den skandinavischen Ländern, der dort weitaus öfter vorkommt, als bei uns.